„Fahrräder sind mehr als bloße Fortbewegungsmittel“

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Felix Schneider ist passionierter Radfahrer und Geschäftsführer der Bikeschneiderei in Maria Enzersdorf – der ersten Anlaufstelle der Region in Sachen Radhilfe.

In den alten Hallen des Franziskanerklosters restaurieren Felix Schneider und sein Team der Bikeschneiderei alte und neue Fahrräder aller Art: Ein Gespräch über Handwerkskunst, die Freude am Reparieren und warum Radfahren in der Stadt die Zukunft ist.

Anstelle von Garn und Zwirn findet man in deiner Schneiderei, Felix, Schrauben und Schläuche. Was passiert in deiner Werkstätte genau?

Das stimmt, bei uns dreht sich alles um das Fahrrad! Egal ob Kinder- oder Straßenräder, Mountain- oder Gravelbikes sowie Rennräder und E-Bikes – wir kümmern uns um die Anliegen aller Fahrräder. Wir sind ein kleines, aber hochqualifiziertes Team, das Reparatur- und Serviceleistungen anbietet – vom einfachen Schlauchwechsel über kleinere Reparaturen bis hin zum Jahresservice oder Spezialanfertigungen. Wir machen eigentlich alles, außer Fahrräder verkaufen.

Neue Fahrräder sucht man bei euch also vergebens?

Wir erhalten und restaurieren, so konnten wir schon viele Fahrräder vor dem Altmetall bewahren. Wir sind der Meinung, dass Fahrräder in vielen Fällen zu frühzeitig entsorgt werden, anstatt kreative und vor allem umweltfreundlichere Lösungen zu finden. Natürlich arbeiten wir auch an modernen Rennrädern, wir wollen unsere Kunden aber nicht zum nächsten Schnäppchen führen. Deshalb bietet die Bikeschneiderei auch Rad-Workshops und Technik-Kurse an, in denen wir den Teilnehmer:innen handwerkliche Basics erklären, damit sie ihre Räder selbst instand halten können.

Euer Konzept klingt jetzt nicht nach dem klassischen Bikeshop.

Sind wir auch nicht. Unsere Firmenphilosophie unterscheidet sich mit Sicherheit von anderen Radgeschäften, das war aber auch ein völlig bewusster Vorgang: Wir wollten von Anfang an im Sinne der Nachhaltigkeit handeln und die Kultur des Radsports weiter vorantreiben. Ich war selbst viele Jahre lang leidenschaftlicher Rennradfahrer auf professionellem Niveau, meine Mitarbeiter treten ebenso gerne in die Pedale, unsere Hintergründe fließen direkt in das Tun der Bikeschneiderei ein – für uns sind Fahrräder mehr als bloße Fortbewegungsmittel!

Man sagt ja: Fahrräder sind die Zukunft der Mobilität.

Für Kurzstrecken im urbanen Raum auf jeden Fall! Es gibt keine bessere oder umweltfreundlichere Alternative, auch vom gesundheitlichen Aspekt braucht man hoffentlich niemanden mehr zu überzeugen. Allerdings ist es immer noch so, dass jede zehnte Autofahrt unter fünf Kilometern ist – wie kommt man auf die Idee, so eine Strecke mit dem Auto zu fahren?

Vermutlich aus Bequemlichkeit heraus oder weil man etwas transportieren muss?

Auch dafür gibt es heutzutage sinnvollere Varianten als das Auto. Lastenräder sind ein gutes Beispiel dafür. In meinen Augen ist das eine super Entwicklung und man sieht immer mehr von ihnen im Straßenverkehr. Es ist einfach wichtig, dass wir die nachkommende Generation frühzeitig aufs Rad bringen, damit sie gar nicht erst auf die Idee kommt, mit dem Auto zu fahren.

Worin begründet sich denn die Faszination des Fahrradfahrens?

Der Radsport ist unglaublich facettenreich: Es gibt so viele Disziplinen, dass für jeden Menschen etwas dabei ist. Die letzten großen Entwicklungen waren das E-Bike und das Aufkommen der Gravel-Szene. Beides wurde anfangs belächelt, mittlerweile sind sie aber aus der Welt des Radsports nicht mehr wegzudenken. Ich glaube, dass im Fahrradfahren noch viel Potential für die Zukunft schlummert.

Ist Radfahren für dich auch eine Form des künstlerischen Ausdrucks?

Das wäre mir jetzt zu weit gegriffen, aber es ist auf jeden Fall Handwerkskunst. Gerade in alten Rennrädern steckt sehr viel Liebe zum Detail: Kaum ein Modell gleicht dem anderen. Heutzutage sehen viele Rennräder ähnlich aus – der Fokus liegt einfach mehr auf den funktionellen Komponenten. Ich schraube aber sowohl an alten als auch neuen Rädern gerne herum, man lernt in beiden Fällen immer etwas Neues dazu.

Verrätst du uns noch deine liebsten Ausfahrtsstrecken oder Trails rund um die Bikeschneiderei?

Von Maria Enzersdorf oder Mödling aus gibt es unzählige Möglichkeiten: Das Einzige, was man hier nicht findet, sind hochalpine Passanstiege, abgesehen davon gibt es aber kaum einen besseren Ausgangsort. Mit dem Rennrad fahr ich gerne nach Sulz im Wienerwald hoch oder drehe eine Runde durch das Helenental. Die besten Trails wiederum findet man bei uns am Anninger – da kommt jeder ins Rollen. Und wer nach dem Biken Lust auf einen richtig guten Espresso hat, der kommt am besten in der Bikeschneiderei vorbei!