Die neuen Kapitel des Kamptals

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Österreichs größte Weinstadt liegt am Kamp: In Langenlois und Umgebung starten Touren in das Weinbaugebiet Kamptal – Horizonterweiterung inklusive.

Einige der bekanntesten Winzer:innen des Landes sind im Kamptal zuhause, sie haben diese vielgesichtige Weinregion auf die internationale Landkarte gesetzt. Eine junge Generation schärft das Profil noch einmal nach – zu erkunden an zwölf ausgewählten Stationen.

Von bewährter Eleganz bis zu funky Frivolität: Die Weine der Region Kamptal deklinieren die Stile nur so durch. In der Gegend rund um Langenlois weiß man auch sonst in kulinarischer Hinsicht das Hier und Heute zu buchstabieren, ohne dabei zu vergessen, wo man herkommt. Von ganz besonderen Böden nämlich, auf denen seit schier ewig Wein wächst, aber eben auch neue Konzepte gedeihen. Konzepte, die ihre Nase in den Wind halten, der aus der Zukunft weht – die erhöhte Lage mit Fernblick da und dort macht es leicht.

Von weit her weht es die Gäste schon lange: Sie landen etwa im Loisium, im Schloss Grafenegg mit seinen 16 Cottages oder in den neu eröffneten Kittenberger Chalets am Gartensee – und heben an den vielen spannenden kulinarischen Adressen des Kamptals immer wieder ab zu neuen Höhenflügen

#1 Weißweine mit hohem Reifungspotenzial: Weingut Allram, Straß im Straßertale

Das Kamptal hat eine für Winzer:innen besonders attraktive Topografie, mit seinen warmen pannonischen und den kühlen Waldviertler Einflüssen. Der Weinort Straß profitiert zudem von geologischen Spuren der Urdonau. Ideale Bedingungen unter anderem für Weißweine mit hohem Reifungspotenzial ist die Winzerfamilie Haas überzeugt, das gilt auch für die hauseigenen Schaumweine. Noch länger lagerbar – theoretisch – ist der wacholderklare Wildstück Gin von Sohn Lorenz. Pur probieren!

#2 Souveräne internationale Küche: Esslokal, Hadersdorf am Kamp

Mit Roland Huber hat sich Hadersdorf einen der Allerbesten seiner Zunft geangelt – oder andersherum, Huber hat nach Jahren an bekannten Gourmetadressen die ideale Wirkungsstätte für sein eigenes Ding an Land gezogen: das zum Ausstellungshaus von Daniel Spoerri gehörende Lokal. So manche Würzzutat hat einen anderen Pass als den österreichischen (etwa Zitrusfrüchte vom Blatt bis zur Schale), Huber verwebt sie souverän mit regionalen Protagonisten. Die Weinkarte klinkt sich ideal in seine Küche ein und zeigt internationalen Foodies (warum sagt eigentlich niemand Drinkies?) das Beste aus dem Kamptal.

#3 Biologische Terroirweine: Weingut Jurtschitsch, Langenlois

Der Name Jurtschitsch gehört zum Kamptal wie der Name Jurtschitsch – soll heißen: Senior und Junior. Von einer Generation zur nächsten weitergetragen wurde das Bekenntnis, das Terroir in trinkbarer Sprache auszudrücken. Von Alwin und Stefanie Jurtschitsch kam jenes zur biologischen Landwirtschaft hinzu, zum minimalen Eingriff im Keller. Austausch ist dem Paar ein großes Anliegen – nachzuschmecken in der Pet-Nat-Linie „Fuchs und Hase“, die gemeinsam mit dem Weingut Arndorfer aus dem nahen Straß im Straßertale entsteht.

#4 Geführte E-Bike-Touren zu Produzent:innen: WinEcycle Tours, Langenlois

Weil das Gute zwar so nah, aber oft so versteckt liegt, setzt man bei WinEcycle Tours auf Guides, die die appetitlichsten Winkel der Gegend kennen. Und auch die Wege dorthin – abseits der großen Verkehrsrouten, wohlgemerkt. Per E-Bike geht es zu ausgesuchten Produzent:innen in den Weinbaugebieten Kamptal und Kremstal, wo sich für die Radler:innen so manche Hoftüre öffnet, die sonst geschlossen bleibt.

#5 Vorreiterweine und -weinarchitektur: Weingut Loimer, Langenlois

Ein verschlossen wirkender schwarzer Kubus mitten in der Kellergasse – damit erntete Fred Loimer zunächst vor allem Unverständnis. Heute zählt das Bauwerk zu den Weinarchitekturbeispielen, die man gesehen haben muss. Mutig ist der Winzer auch beim Wein selbst: Loimer ist stilistisch schon früh neue Wege gegangen (Grüner Veltliner in Barriques, darauf hat man im Kamptal nicht unbedingt gewartet), seit 2006 arbeitet er außerdem biodynamisch. Zugreifen, wenn sich die Chance bietet, heißt es bei der Langenlois Große Reserve Blanc de Blancs brut nature 2013, dem „Sekt des Jahres“.

#6 Den Arbeitsplatz Weingarten erleben: Weinweg Langenlois

Den Käferberg passieren, vor einem riesenhaften Regenwurm Halt machen oder auf ein überdimensioniertes Sekt-Rüttelpult kraxeln, in der Aussicht auf Aussicht: Der Weinweg Langenlois, rund sechs Kilometer lang, macht den Arbeitsplatz Weingarten auf unerwartete Weise erlebbar (Spoiler: Homeoffice schaffen die Winzer:innen nicht). Dazu gehört auch ein Safe-Schlüssel, erhältlich im Ursin Haus am Langenloiser Kornplatz, der an ausgewählten (Zeit-)Punkten die gekühlten Weinsafes entlang der Route öffnet. Better safe than sorry!

#7 Paradeweine aus besten Lagen: Weingut Bründlmayer, Langenlois

Bründlmayer war einer jener Namen, der faulen Restaurantkritikern einst half, eine Weinkarte mit wenigen Blicken auf ihre Qualität zu prüfen. Dass das Weingut immer noch zu den Aushängeschildern des Landes gehört, sagt alles. Aus der Renaissance stammt das Winzerhaus samt Innenhof, in dem der Heurigenhof beheimatet ist. Hier sind mitunter auch ältere Jahrgänge glasweise zu haben, zu kosten gilt es Paradeweine wie den 2019 Riesling Ried Zöbinger Heiligenstein Alte Reben.

#8 Einkaufen in der Gebietsvinothek: Ursin Haus, Langenlois

An bester Adresse, dem prachtvollen Kornplatz, gelegen, macht sich das Ursin Haus nicht nur als bewährte Labstelle für Radler:innen verdient: Als Gebietsvinothek ist es die Anlaufstelle für die Weinkultur des Kamptals schlechthin. Rund 300 Weine von 60 Winzer:innen warten hier auf eine Käuferschaft, die sich (womöglich systematisch?) in dieses Anbaugebiet vertiefen will. Gut zu wissen: Hier bekommt man auch den Schlüssel für den Weinsafe am Langenloiser Weinweg.

#9 Wanderbare Aussicht mit Einkehr: Zöbinger Kellergasse und Kamptaler Heiligenstein #10 Gasthaus Gutmann

Der Heiligenstein überragt so manches. Als Bergrücken erhebt er sich hoch über den Weingärten des Kamptals, als Ried, vor allem für Rieslinge, gilt er als Synonym für die Königsklasse. Und als Ausflugsziel ist er historisch von Bedeutung: Die weithin sichtbare Aussichtswarte wurde bereits 1897 eröffnet (also ganz knapp vor der Erfindung von Google View). Man nähert sich der Warte am besten von der Zöbinger Kellergasse – und verbindet den Spaziergang tunlichst mit einem Besuch des legendären Gasthauses Gutmann oder eines nahen Heurigen.

#11 Charakterküche mit Fernblick: Weinbeisserei, Mollands

An schönen Tagen erhebt sich, zu erleben auf der Terrasse hoch über den Weinbergen, Stift Göttweig in der Ferne, während auch in der Küche Weitblick herrscht: Hermann Hager hat schon früh erkannt, dass es Zutaten mit Charakter, mit Biss wie etwa Waldviertler Linsen und Mohn braucht, um starke Gerichte entstehen zu lassen. Hinter dem Haus suhlen sich Schweine, wachsen alte Gemüsesorten. Und im Keller lagern die Weine von Bruder Matthias Hager – charakterstark, wie auch sie sind, passen sie zu den Speisen wie angegossen.

#12 Gartenwelten am Badesee: Kittenberger Chalets am Gartensee, Schiltern

Das Garteln im Blut hat Reinhard Kittenberger schon von Kindesbeinen an. Seine Erlebnisgärten zu fünfzig (!) verschiedenen Themen, etwa der "Tierische Bauerngarten" oder der Miniaturgarten, sind über die Jahrzehnte zu einem Besuchermagneten gewachsen, 2023 wurden sie um eine weitere Attraktion ergänzt: einen Badesee mit zwanzig architektonisch verschieden gestalteten Chalets samt eigenem Seezugang und Themengarten. Darunter, passend zum Schwerpunkt Wein in der Langenloiser Gegend, auch solche im Stil eines Kellerstöckls.