World Wide Wein(viertel)

Über die Berühmtheit seines Grünen Veltliners und was das Weinviertel damit zu tun hat.

Der Grüne Veltliner ist mehr als nur ein Wein, so viel steht fest. Er ist Kulturgut, Synonym für Österreich und beinahe so bekannt wie Kaiserin Sisi oder das Wiener Schnitzel. Rund ein Drittel der gesamten Rebfläche geht auf die weiße Rebsorte mit der charakteristisch grünen Färbung zurück. Dennoch sticht eine Region unter den vielen Anbaugebieten heraus: das Weinviertel. Hier im Nordosten Niederösterreichs hat der Grüne Veltliner eine pfeffrige Note, ist fruchtig-würzig und im Geschmack so unverkennbar, dass er schnell zu der Visitenkarte der Region avancierte. Der Weinviertel DAC war der erste qualitätsgeprüfte, gebietstypische Wein Österreichs, der mit dem DAC Siegel versehen wurde, und ist inzwischen auch international das Aushängeschild für Österreichischen Wein. Als bedeutendster Botschafter des Grünen Veltliner gilt das Weinviertler Weingut Pfaffl in Stetten – und zwar weltweit.  

Herr Pfaffl, Ihr Vater Roman Pfaffl hat das Weingut vor fast vier Jahrzehnten gegründet. Welthistorisch gesehen ist seither viel passiert, Ihr Grüner Veltliner aber konnte über all die Jahre kontinuierlich seine Spitzenqualität bewahren. Wie schafft man das?  

Roman Josef Pfaffl: Qualität hat mit harter Arbeit zu tun. Im Bereich des Weinbaus bedeutet das auch, dass man immer wieder investieren muss, dass man etwa die Technik im Weinkeller aufrüsten und erneuern muss. Man darf sich auf seinem Erfolg nicht ausruhen, muss aufgeschlossen bleiben für Neues. Eines der anschaulichsten Beispiele dafür ist der Klimawandel, der den Weinbau mancherorts vor Herausforderungen stellt. Was vor etwa 25 Jahren in den Lehrbüchern stand, stimmt so nicht mehr, und da liegt es an uns Winzern, sich an die neuen Gegebenheiten anzupassen. Das Schöne daran ist auch: Obwohl wir schon jahrzehntelange Erfahrung im Weinbau haben, lernen wir von den Rebstöcken immer wieder Neues. 

Überhaupt hat der Grüne Veltliner aus dem Weinviertel einen herausragenden Ruf. Er wird von den größten Sommeliers der ganzen Welt hoch gelobt. Wie kam es dazu? 

Schon vor etwa 30 Jahren gab es eine Gruppe von Weinviertler Winzern, die das Potential der Sorte erkannt haben. Sie haben dann viel dazu geforscht und über die Jahre Antworten auf Qualitätsfragen gesucht: Wie muss man die Sorte im Weingarten behandeln? Auf welchen Lagen soll man sie pflanzen? Was ist wichtig im Keller? Und mit der Etablierung des DAC-Systems, wurden besonders gebietstypische Weine wie der Weinviertler Grüne Veltliner noch mal betont, was sicherlich auch zur allgemeinen Weinqualität beigetragen hat. Prinzipiell muss man sagen: Der Grüne Veltliner passt hervorragend in unsere Region und es macht absolut Sinn, das ganze Potential der Sorte hier auszuloten.  

Heute führen Sie das Weingut gemeinsam mit Ihrer Schwester Heidi Fischer, Ihr Vater arbeitet noch als Winzer und Kellermeister mit. Was ist das Besondere daran, gemeinsam mit der Familie zu arbeiten?  

Zunächst können wir uns aufeinander verlassen. Das Vertrauen in unserer Familie ist groß, was eine offene und ehrliche Art des Austausches ermöglicht. Das bedeutet natürlich nicht, dass wir immer einer Meinung sind, es können schon auch mal die Fetzen fliegen, aber am Ende kommt immer etwas Konstruktives heraus und wir lachen wieder miteinander. Das wohl Wichtigste und gleichzeitig Schönste ist, dass alle an einem gemeinsamen Ziel arbeiten.  

Sie gelten inzwischen nicht mehr nur in Insiderkreisen als das Weingut mit dem besten Grünen Veltliner. Was hat das Weinviertel mit Ihrem Erfolg zu tun? 

Wir sehen unsere Aufgabe darin, dass wir aus dem, was uns die Natur schenkt, das Beste machen. Die Voraussetzungen für den Wein kommen sowohl aus den Böden als auch dem Klima und im Weinviertel ergibt beides einen ganz besonderen Grünen Veltliner.  

Wegen des charakteristischen Geschmacks? 

Ja, der Weinviertel DAC ist eindeutig pfeffrig, er ist nicht zu leicht, aber auch nicht zu kräftig. Und dann gibt es noch die Feinheiten mit den Weinviertel DAC Reserven, wo man in die Tiefe gehen kann. Damit man das Beste aus dem, was einem die Natur bietet, herausholen kann, muss man die Region aber auch gut kennen. Bei uns ist es so: Wir als Weingut identifizieren uns mit dem Weinviertel, wir führen den Betrieb seit mehreren Jahrzehnten hier, sind stark verwurzelt in der Region. Und das zeigt sich natürlich auch im Glas. 

Haben Sie momentan einen persönlichen Favoriten unter Ihren Grünen Veltliner?  

Nein, ich liebe alle meine Kinder. Jeder Wein ist einzigartig und passt zu verschiedensten Anlässen. Der spritzige, mineralische Zeisen GV Weinviertel DAC für warme Tage und gesellige Runden; die Kräftigeren wie Golden und Hommage GV Weinviertel DAC Reserve kann man für schöne Anlässe am Abend zu einem guten Essen genießen. 

Geht es um Wein, wird oftmals mal im Fachjargon schwadroniert, sodass Laien schnell den Faden verlieren. Was sollen Ihre Weine abseits der Weinkenner:innen können?  

Wein soll letzten Endes immer Spaß machen. Es geht ums gemeinsame Genießen und darum, schöne Momente zu teilen. Das ist unser Zugang zum Thema Wein: Er ist Kulturgut, das genossen werden möchte, er soll vor allem Freude bereiten. Nicht zu viel darüber nachdenken, einfach genießen und eine gute Zeit verbringen. 

Es geht also um das Lebensgefühl Wein.  

Ganz genau. Und das ist nun mal im Weinviertel besonders ausgeprägt. Man merkt das in den Stuben der Wirtshäuser, in den Heurigen und ganz besonders merkt man das bei einer jährlichen Veranstaltung: der Tafeln im Weinviertel. Jeden Sommer tischen Weinviertler Winzer und Spitzenköche auf einer langen, weiß gedeckten Tafel unter freiem Himmel auf. Es ist ein wirklich wunderschönes Setting und darüber hinaus kommen die Gäste in den Genuss der Weinviertler Geselligkeit. Die Stimmung ist immer herzlich und ausgelassen und das, obwohl man eigentlich mit Fremden an einem Tisch sitzt.