Die wilden Fakten zum Ötscher

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Der Ötscher ist vor allem für seine zahlreichen Wanderrouten bekannt. Doch das Mostviertler Bergmassiv hat noch einiges mehr zu bieten.

Ein lang gezogenes Heulen durchdringt den Ötscher im Mostviertel. Ist es der freundliche Geist der Berge oder doch die Ötscherhexe, der man nachsagt, dass sie hier ihr Unwesen treibt? Wir wissen es nicht. Eines wissen wir aber ganz bestimmt: Dieser Koloss von Berg ist nicht immer das, was er auf den ersten Blick zu sein scheint

Er besteht mit Sicherheit nicht nur aus traumhaften Aussichten und herrlichen Wanderungen. Wenn man nämlich etwas tiefer blickt, dann erkennt man auch jene Dinge, die sich im und um den Ötscher befinden. Da gibt es faszinierende Höhlensysteme, wilde Tiere und die letzten Urwaldreste Mitteleuropas. Lassen Sie sich nun also begeistern von jenen Dingen, die Sie vom Ötscher noch nicht kennen.

#1 Lichtverschmutzung? Nein Danke!

Sterne beobachten, die Milchstraße sehen – klingt nicht nur schön, ist es auch. Ganz besonders schön ist es auf der Ybbstalerhütte, denn die befindet sich in der Nähe des Wildnisgebietes Dürrenstein-Lassingtal – eine der am wenigsten mit Lichtsmog belasteten Regionen Österreichs und das offizielle UNESCO-Weltnaturerbe, die bei Tageslicht auch mit eindrucksvoller Fauna und Flora besticht. Hier sind die Nächte noch richtig dunkel – und mit Blick in das sternenübersäte Firmament auch richtig romantisch. Wer der Faszination Himmel noch genauer auf den Grund gehen möchte, wandert am Planetenweg in Puchenstuben entlang.

#2 In einem Land vor unserer Zeit...

...nicht ganz. Besser: Etwas Land vor unserer Zeit! Was das bedeutet? Dass sich in der Nähe des Ötschers ein ganz besonderes, ganz besonders altes Stück Land befindet: eines der letzten und größten Urwaldgebiete Mitteleuropas. Haben Sie nicht gewusst, stimmt's? Und dieser Urwald, der sogenannte Rothwald, ist streng geschützte Heimat für etliche Tier-, Pilz- und Pflanzenarten. Kommen Sie der wilden Natur bei geführten Exkursionen oder im Haus der Wildnis näher und lernen Sie unbekannte Arten kennen.

#3 Das Hoch & Tief des Ötschers

Ganz und gar stoisch steht er mit seinen 1.893 Metern als höchster Aussichtsberg im südwestlichen Niederösterreich da, der Ötscher. Beeindruckend ist aber nicht nur seine Höhe, sondern vor allem, wie weit man von seinem Gipfel aus über große Teile Österreichs blicken kann. Auf seinem Plateau befindet sich auch der Taubenstein, etwa zwei Kilometer südwestlich der Kleine Ötscher und im Osten der schwierigste Aufstieg zum Gipfel – der Rauhe Kamm. Nun aber genug der prachtvollen Aussichten, wir wollen etwas tiefer blicken. Und zwar in die monumentale Ötscher Tropfsteinhöhle (575m x 54m!). Geologischen Messungen zufolge hat die Höhle bis zu 1,8 Millionen Jahre auf dem Buckel, und, als ob das noch nicht genug wäre, einen See an ihrer tiefsten Stelle.

#4 Der höchste Wasserfall Niederösterreichs

Genug von Luft und Erde – nun zum Element Wasser. Der Trefflingfall ist an Imposanz schwer zu überbieten! Durch sein Gefälle ist er nicht nur einer der beeindruckendsten Wasserfälle im Naturpark Ötscher-Tormäuer, sondern auch einer der höchsten des Landes: Über 120 Meter stürzt das Wasser in mehreren Kaskaden in die glasklare Erlauf. Das ganze Jahr über ein Naturspektakel, mit Sicherheit jedoch im Frühjahr ganz besonders schön anzusehen. Hunger? Dann ab ins Gasthaus Trefflingtalerhaus!

#5 Der Ötscher: Zufluchtsort wilder Tiere

„Luchsen auf den Fersen sein und Hirschen beim Brunftruf zuhören“, so sollte der Titel dieses Punktes eigentlich lauten. Denn genau das kann man am Ötscher: Wilde Tiere aus allernächster Nähe beobachten. Die Hirsche schauen gern beim Schutzhaus Vorderötscher vorbei, auf den Spuren der scheuen Wildkatzen begibt man sich auf dem Luchstrail. Dieser Pfad führt auf 210 km durch gleich drei große Schutzgebiete. Außerdem: Wer Flora und Fauna auch bei Nacht erlauschen mag, dem sei die Nachtwanderung „Geräusche in der Dunkelheit“ geraten.

#6 Die beiden Bergseen rund um den Ötscher

Ein Sprung in den einzigen Natursee Niederösterreichs? Dann geht es zum Lunzer See, denn dieser ist umgeben von traumhafter Bergkulisse und befindet sich im einzigen Bergsteigerdorf Niederösterreichs. Am Fuße der Gemeindealpe auf 827 m und 4 km nordöstlich von Mariazell befindet sich der zweite Bergsee: der Erlaufsee. Was ihn so besonders macht, ist nicht nur seine spektakuläre Farbe, sondern auch, dass durch seine Mitte eine Landesgrenze verläuft. Einmal von Niederösterreich in die Steiermark kraulen? Kein Problem.  

#7 Strom für eine der ersten elektrifizierten Eisenbahnen des damaligen Österreich-Ungarns

Wenn Natur und Innovation aufeinandertreffen, dann machen sie eines: Geschichte! So war die Mariazellerbahn einst eine echte Sensation: Als erste Eisenbahn der k.u.k.-Monarchie wurde sie durch Strom angetrieben, erzeugt im Kraftwerk Wienerbruck durch das Wasser aus den Schluchten des Ötschers. Außerdem: Sowohl das Kraftwerk als auch die Mariazellerbahn gibt es heute noch! Ersteres kann, verbunden mit einem Spaziergang, unweit des Naturparkzentrums Ötscher-Basis in Wienerbruck besichtigt werden. Zweitere bringt Fahrgäste nach wie vor auf schmaler Spur von St. Pölten bis in die Region rund um den Ötscher.

#8 Die letzte funktionsfähige Holztriftanlage Mitteleuropas

Die letzte noch funktionsfähige Holztriftanlage Mitteleuropas – klingt wie ein Zungenbrecher? Vielleicht braucht es erst einmal eine kurze Begriffserklärung: Eine Holztriftanlage ist eine historische Einrichtung zur Holzflößerei, also dem Transport von Holz auf Wasserstraßen. Und genau so eine gibt es hier im Mendlingtal bei Göstling an der Ybbs noch zu besichtigen: Triftanlagen und Klausen, Mühlen, Hammerwerke, Wege, die sich durch die Wildnis bahnen und glasklare Bäche! Auf dem 3,5 km langen Themenweg entlang des Mendlingbachs wird Besucher:innen die Geschichte von Holzknechten, Köhlern und Schmiedegesellen auf anschauliche Weise nähergebracht.