Durch die Welten des Weins

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160 Kilometer, sechs Gebiete, eine Stadt und unendlich viele Geschmäcker. Entlang der Donau prägt der Weinbau Landschaft und Lebensgefühl.

Wer sich durch die Weinbaugebiete der Donau kostet, von der Wachau über das Kamptal bis nach Carnuntum, dem eröffnet sich ein ganzer Kosmos an Geschmäckern. Wir verraten, wo man das Urmeer oder die Sonne herausschmeckt. Ein kleiner Weinführer.

Wachau – Wein und Welterbe

Hügel, die daliegen wie schlafende Riesen, die Sonne, die hier ein bisschen öfter scheint, und das Weltkulturerbe mit seinen reichen Kulturschätzen – all das findet sich in einem Schluck Riesling oder Grünen Veltliner der Wachau wieder. Das Geheimnis der Wachauer Weine? Es liegt tief unter den Wurzeln und hoch über den Reben: der Boden und das Klima. Beides unterscheidet sich von allen anderen Rebkulturflächen Europas. Es sind die kühlen Winde des Waldviertler Hochlandes im Zusammenspiel mit den pannonischen Strömungen, die den Wachauer Weinen große Würze und Eleganz verleihen. Verwitterte Urgesteinsböden geben dem berühmten Grünen Veltliner geschmackliche Dichte.

Kremstal – Wein und Design

Sakrale Prachtbauten, historische Lesehöfe, Vinotheken, Kunstgalerien und Terrassengärten: Im Kremstal trifft Wein auf Kultur. Traditionswinzer:innen bringen eigenwillige und pfiffige Weine hervor. Ähnlich wie in der benachbarten Wachau, liegt auch das Kremstal in einem klimatischen Spannungsfeld, das dank seiner Hanglage gegen kühle Winde aus dem Norden gut geschützt ist und vom milden, pannonischen Klima des Ostens profitiert. Zentrum des Kremstals ist die Kulturstadt Krems, in der Urgesteinsböden vorherrschen, die sich bestens für den Anbau des Rieslings eignen. Nördlich davon, in Rohrendorf (die Gemeinde mit der längsten Kellergasse Österreichs) und Gedersdorf etwa, bringen mächtige Lössterrassen fruchtbetonte Weine mit subtiler Mineralität hervor.

Kamptal – Im Tal des rauen Rieslings

Er entspringt im Herzen des Waldviertels, bahnt sich seinen Weg durch das wilde Hochland der böhmischen Platte, gibt dem Grünen Veltliner seine mineralische Note und dem Tal seinen Namen: der Kamp. Im Kamptal treffen die rau-kühlen Strömungen aus dem Waldviertel auf das trocken-heiße Klima südlich der Donau. Im Zusammenspiel mit dem Kamptaler Boden, der unglaublich vielschichtig, von Urgestein über den sogenannten „Gföhler Gneis“ bis hin zu Löss und Schotter ist, ergeben sich die Voraussetzungen für die gehaltvollen und charakterstarken Weine des Kamptals. Für besonders rassige Weißweine mit lebendiger Säure und ausgeprägter Mineralik sorgen die Urgesteinsböden der geschichtsträchtigen Lage Heiligenstein (erstmalig urkundlich erwähnt um 1280) bei Zöbing, die hauptsächlich mit Riesling bestückt ist.

Traisental – die jungen Wilden

Es ist das kleinste und jüngste Weinbaugebiet Niederösterreichs und doch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt: Das Traisental zwischen Donau und Voralpen steht im einzigartigen Spannungsfeld zwischen milder Donauebene und rauen Voralpen. Der Boden besteht hier überwiegend aus kalkigen Sedimenten, welche die Reben dazu herausfordern, ihre Wurzeln tief und fest zu verwachsen. Ein Umstand, der sich durchaus im Geschmack bemerkbar macht: Die tiefen Wurzeln verleihen dem Wein ein sehr eigenständiges Profil mit festem Rückgrat, das würzige Grüne Veltliner und kernige Rieslinge hervorbringt.

Wagram – An den Ufern des Urmeers

Keine 30 Kilometer östlich, an das Kamptal anschließend, erhebt sich eine gewaltige Geländestufe aus der Landschaft. Ein langerstreckter Höhenzug, dessen Entstehung auf prähistorische Zeiten zurückgeht und bis heute den Geschmack der Reben prägt: Vor rund 20 Millionen Jahren bedeckte ein Urmeer den Wagram, das im Laufe der Zeit hunderte Meter weiche Schlammschichten hinterließ. Eine Besonderheit, die auch ganz unvergleichliche Reben gedeihen lässt: die des Roten Veltliner, ein aromatischer, harmonischer Weißwein mit wenig Säure, dessen vierzehn Prozent Alkohol leicht über dem Durchschnitt liegen.

Gäbe es eine Nation des Weines, Klosterneuburg wäre die Hauptstadt davon, so viel steht fest. Der Weinbau geht hier bis ins Frühmittelalter zurück, über Jahrhunderte lang war er die wichtigste Einnahmequelle für die Stadt am Donaudurchbruch und das Weingut Stift Klosterneuburg ist nicht nur das älteste, sondern auch das größte Privatweingut Österreichs. Dennoch: So alt die Weinkultur in Klosterneuburg ist, so jung ist sie im Geschmack: Die Ortsweine der nach Süden ausgerichteten Stiftsweingärten schmecken vital, frisch und jugendlich.

Weinbaugebiet Carnuntum – Wahre Bodenschätze

Auf den ersten Blick mag die flache Landschaft des Arbesthaler Hügellandes eher unaufgeregt wirken, der Boden der Region Carnuntum zeugt aber von mächtigen erdgeschichtlichen Vorgängen. Aber nicht nur für Archäolog:innen verbergen sich hier wahre Schätze: Die schwere Erde aus Lehm, Löss, Sand und Schotter ist ideal für den Weinbau. Dazu kommt der pannonische Einfluss, der heiße Sommer und kalte Winter mit sich bringt. Genauso wie die Wärme des umliegenden Neusiedlersees, welche die Trauben voll ausreifen lässt und beste Bedingungen für dichte Rotweine bietet.

 

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