Die jungsteinzeitliche Siedlung in Schletz
2151 Schletz
AT
Zuerst eines der Zentren der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, später Schauplatz eines Massakers: Schletz ist einer der spannendsten archäologischen Fundorte Niederösterreichs.
Die urgeschichtliche befestigte Siedlung von Schletz liegt auf einem langgestreckten Hügel westlich der Marktgemeinde Asparn. Da der Platz seit Jahrhunderten landwirtschaftlich genutzt wird, sind an der Oberfläche keine Spuren der ehemaligen Anlage mehr sichtbar.
Ein Zentrum der Linearbandkeramischen Kultur
Asparn/Schletz war einer der Hauptorte der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas, der nach der Verzierungsweise der Keramikgefäße benannten Linearbandkeramischen Kultur um etwa 5500 bis 4900 v. Chr. Der Ort bildete wahrscheinlich den Mittelpunkt einer Siedlungslandschaft, die sich im Umkreis von ca. zehn Kilometer erstreckte.
Bei den archäologischen Grabungen von 1983 bis 2005 wurden Teile der Siedlung sowie mehrere Befestigungsgräben freigelegt. Der Aushub der Gräben war sicherlich zu einem Wall aufgeschüttet, von dem allerdings nichts erhalten ist. Der innere Siedlungsbereich war von zwei, allerdings nicht gleichzeitig errichteten, ovalen Gräben umgeben. In der Hauptausbauphase um 5100 v. Chr. wurde nordöstlich des Ovals eine annähernd trapezförmige Fläche mit einem weiteren Graben befestigt, vermutlich handelte es sich um eine Art Vorburg.
Das Massaker von Schletz
Seine europaweite Bekanntheit verdankt der Fundort Asparn/Schletz der Entdeckung von etwa 300 menschlichen Skeletten an der Sohle von Graben II, dem äußeren der beiden ovalen Gräben. Dachte man zunächst an einen schaurigen Opferkult, zeigte sich mithilfe gerichtsmedizinischer Methoden, dass es sich um die Überreste des derzeit ältesten Schlachtfeldes Europas handelt. Da die Toten unbestattet liegen blieben und an den Knochen Fraßspuren von Tieren erkennbar sind, nehmen die Archäologen an, dass das Massaker das Schicksal der Siedlung und ihrer Bewohner besiegelt hatte. Diese tragischen Ereignisse vor 7.000 Jahren stellen eine einmalige Momentaufnahme vom Leben und Tod in der Jungsteinzeit dar, die der Forschung ermöglicht, viele noch offene Fragen zu beantworten.
Tipp: Ein Teil der Funde aus Schletz ist im Urgeschichtemuseum MAMUZ in Asparn an der Zaya ausgestellt.
Die jungsteinzeitliche Siedlung in Schletz
2151 Schletz
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