Die stille Gipfeltour im Mostviertel

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Drei Gipfel, 42 Kilometer, 3.000 Höhenmeter – Sportler Gerald Demolsky stellt die Alpintour Hochkar-Dürrenstein-Ötscher im Mostviertel vor.

Auf beruflichem Wege ist Gerald Demolsky als Trainer, Leistungsdiagnostiker und Fotograf tätig. Privat ist der Mostviertler am liebsten laufend unterwegs: In unter sieben Stunden ist der Trailrunner die Alpintour gerannt.

Lieber Gerald, du bist leidenschaftlicher Trailrunner, Skitourengeher und Langläufer. Wie wichtig ist es für dich als Ausdauersportler, an deine Grenzen zu gehen?

Gerald Demolsky: Ich sage immer: Die schönsten Erlebnisse finden außerhalb der Komfortzone statt.

Weil es dort erst richtig spannend wird?

Gerald Demolsky: Nicht zwingend, man kann auch auf einfachen Touren ganz große Erlebnisse verspüren. Wichtig ist, dass man immer sicher unterwegs ist! Ich suche nie kopflos das Risiko – für mich geht es um das Ausloten physischer Grenzen und nicht darum, das Unmögliche möglich zu machen.

Zwischen Hochkar und Ötscher sind ja einige Touren möglich, wie oft bist du die gesamte Tour schon gegangen?

Gerald Demolsky: Ich bin die Alpintour einmal in der gesamten Länge gelaufen. Das war im Rahmen des Ostalpin-Trails, damals haben wir sie in die entgegengesetzte Richtung gemacht: vom Ötschergipfel über den Dürrenstein und Ringkogel hinauf zum Hochkar. Eine lange, aber unglaublich schöne Strecke, denn man ist fast nur auf Single-Trails unterwegs und trifft selten bis gar nicht auf Schotterstraßen oder Forstwege.

Und die Aussicht? Die Route führt ja zum Großteil über Gebirgskämme und Bergrücken oberhalb der Waldgrenze.

Gerald Demolsky: Die Ausblicke sind einmalig – man läuft ja ständig an der Grenze zwischen Niederösterreich und der Steiermark. Vor allem von der Herrenalm oder vom Ringkogel öffnet sich die Landschaft, da kommt man aus dem Staunen kaum heraus. Außerdem ist man dort oben völlig für sich: Die Gegend ist sehr einsam und naturbelassen. Da sollte man schon kurz einmal innehalten und das Panorama auf sich wirken lassen.

Einsame Trails und ursprüngliche Natur – das klingt unglaublich verlockend! Aber wenn man auf so einer abgeschiedenen Tour unterwegs ist, gibt es sicherlich auch einiges zu beachten?

Gerald Demolsky: Im Grunde gilt dasselbe, wie für alle anderen Abenteuer in den Bergen: Gute Planung ist der Schlüssel zum Erfolg. Sprich: Die Tour vorab auf der Karte genau studieren, Pausen- und Rastplätze einplanen, die entsprechende Ausrüstung einpacken und vor allem ausreichend Proviant und Wasser mitbringen. Es gibt dort oben keine Quellen und nur wenige Hütten, wo man Wasser nachfüllen kann.

Welche wären denn das?

Gerald Demolsky: Je nach Jahreszeit haben die Schwarz- und Herrenalm geöffnet, beide liegen aber ein wenig aus der Spur. Wer die Tour auf zwei Tage aufteilen will, hat die Möglichkeit kurz nach dem Dürrensteingipfel zur Ybbstalerhütte abzusteigen. Eine wirklich feine Hütte, die unglaublich schön liegt, wo man gutes Essen serviert und gegen Voranmeldung auch ein gemütliches Bett bekommt, um neue Kräfte zu tanken. Prinzipiell würde ich allen Wandernden und Trailrunnern ans Herz legen, dass sie sich genau überlegen, ob sie die gesamte Tour in einem durchziehen wollen.

42 Kilometer und beinahe 3.000 Höhenmeter klingen ja mehr nach einem Berg-Marathon als einer gemütlichen Tagestour.

Gerald Demolsky: Genauso ist es. Und sobald man das Hochkar einmal hinter sich gelassen hat, wird es einsam. Der Streckenabschnitt zwischen Ringkogel und Dürrenstein ist ziemliches Niemandsland, dort begegnet man wirklich nur wenigen Menschen, was ja einerseits auch den besonderen Reiz der Tour ausmacht, jedoch sollte man die Tücken der Einsamkeit auf dem Berg unbedingt im Hinterkopf behalten.

Hast du sonst noch ein paar Insidertipps für uns?

Gerald Demolsky: Die Tour an sich ist schon ein Insidertipp (lacht). Sie wird einfach selten begangen, da sie konditionell fordernd ist und in wirklich abgelegene Ecken führt. Dafür wird man mit einem einmaligen Naturerlebnis belohnt, das man in den gesamten Ostalpen nur mehr selten so findet. Meine Tipps sind einfach: gut planen, ausreichend vorbereiten, zügig marschieren und das Abenteuer in vollen Zügen genießen.