Der Kreislauf des guten Geschmacks

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Der BIO Bauernhof PUR hat sich der Bewirtschaftung von Streuobstwiesen verschrieben. Der Erfolg gibt recht.

Nur wenige kultivieren alte Obstsorten. Dabei sind gerade die perfekt gerüstet für den Klimawandel. Wir sprechen mit Leopold Mahrer über Kreislaufwirtschaft, „Tafeln im Weinviertel“ und wohin es ihn an einem freien Tag zieht. 

Bereits in vierter Generation bewirtschaftet Leopold Mahrer in Sierndorf den BIO Bauernhof PUR. Dort dreht sich alles um alte Apfel-, Birnen- und Quittensorten, die auf Streuobstwiesen gemäß den Demeter-Richtlinien wachsen dürfen. Aus ihnen macht Leopold sortenreinen Fruchtsaft ohne Zusatzstoffe, genau wie Cidre und Apfeleiswein. Auch Tiere gehören zum Betrieb: Rinder und Hühner liefern natürlichen Dünger, ganz abgesehen von den vielen Nützlingen, wie Regenwürmer, Hummel und Schmetterlinge, die sich auf der Streuobstwiese wohlfühlen und helfen, diese ins Gleichgewicht zu bringen. Leopold ist überzeugt: Nur ein gesunder Boden lässt gesunde Pflanzen gedeihen.  

Man kann bei eurem Betrieb zweifellos von einer Erfolgsgeschichte sprechen. Was macht ihr anders als andere? 

Mein Herz schlägt für die Streuobstwiese, weil die eine Ökoinsel par excellence ist. Auf ihr befinden sich Schädlinge und Nützlinge im Gleichklang. Hinzu kommt, dass wir keine konventionellen Spritzmittel verwenden, sondern nur Präparate wie Brennnesseljauche, Schafgarbenessenz und Baldriantinktur. 

Du bist kein gelernter Landwirt... 

... sondern eigentlich Tourismuskaufmann. Das hat den Vorteil, dass ich offen bin für andere Ansätze als die, die ich in der Landwirtschaftsschule gelernt hätte. So kam ich überhaupt erst auf das Thema Streuobstwiese. 

Was zeichnet eine solche aus? 

Auf ihr wachsen ausschließlich lokale alte Sorten. Manche stammen aus dem 18. Jahrhundert, die kriegt man höchstens noch vereinzelt in Baumschulen. Viele von denen sind aufgrund ihrer tiefen Verwurzelung, der Frostresistenz und dem geringen Wasser- und Düngerbedarf perfekt gerüstet für den Klimawandel. Bewahren muss man sie allerdings, denn was weg ist, ist weg. Schade, dass so wenig andere Landwirte sich ihnen widmen – in unserer Region kann ich die an zwei Händen abzählen. Moderner Spalierbau ist bei den alten Sorten allerdings überwiegend nicht möglich, daher die Streuobstwiese. 

Was genau habt ihr im Portfolio? 

Auf 22 Hektar bauen wir sechzehn Apfel-, vier Birnen- und dieses Jahr erstmalig sechs Quittensorten an – das sind jeweils etwa 300 bis 400 Bäume. Dann wäre da noch unser Sortenerhaltungsgarten, da ziehen wir noch mal 120 besonders rare Sorten selbst weiter. Wir glauben, dass es wichtig ist, diese zu bewahren, als Kulturgut, aber auch angesichts des Klimawandels. Wobei wir kein altmodischer Betrieb sind. Zwar nutzen wir das Grundwissen alter Bücher, kombinieren es aber mit modernster Obst- und Weinbautechnik – und das gemäß den Demeter-Richtlinien, allen voran jener der Kreislaufwirtschaft

Kannst Du uns die erklären? 

Wir denken den Hof als in sich geschlossenen Kreislauf. Das Heu für unsere Rinder kommt von den Streuobstwiesen, die wiederum mit Rindermist gedüngt werden. In Zukunft hätten wir gerne noch Schafe, auch, um deren Fleisch zu nutzen. So eine Kreislaufwirtschaft ist nicht nur gut für die Natur, sondern auch fürs Bilanzbuch. Zwar liefern die alten Obstsorten erst nach zehn Jahren Ertrag, brauchen danach aber kaum Wasser und Spritzmittel sowieso nicht. Das rechnet sich! 

Für alle, die neugierig geworden sind: Welche Produkte gibt es bei Euch am Hof zu entdecken? Oder, für alle Daheimgebliebenen, im Onlineshop zu kaufen? 

Apfelsaft, Cidre, Süßwein und Portwein, alles selbst hergestellt. Wir geben nichts aus der Hand. 

Jetzt bekommen wir Durst: Wo kann man die PUR-Säfte genießen? 

Am besten bei der Veranstaltungsreihe „Tafeln im Weinviertel“. Da bereiten Spitzenköche ein 5-Gänge-Menü aus regionalen Produkten zu, das von den Weinen namhafter Winzer aus der Region begleitet wird. Gäste kommen mit Produzent:innen ins Gespräch, richtig interaktiv kann das werden. Passend dazu gibt es ein Musikprogramm – all das mitten in den Weinreben! Wie bereits bei einer früheren Ausgabe arbeiten wir mit DREIKÖNIGSHOF-Wirt Thomas Hopfeld aus Stockerau zusammen, der die Tafel beim Weingut Holzer in Leobendorf deckt, mit Blick auf die Burg Kreuzenstein. Wer nicht bei „Tafeln im Weinviertel“ dabei sein kann: Alternativ gibt es unsere Säfte in Wien unter anderem bei Demel, in einigen Ströck-Filialen und gelegentlich bei Mraz & Sohn zu kaufen. Außerdem bei Denns, Markta und Gurkerl.at.  

Du bist ein waschechter Weinviertler. Wo verbringst Du einen freien Tag? 

Ich bin ja eigentlich immer den ganzen Tag in der Natur. Wenn ich mal frei habe, zieht es mich zum Wasser. Ich fahre gerne nach Tulln und dann entlang des Donauradwegs zur Gastwirtschaft Floh nach Langenlebarn, mit dessen Betreiber ich schon lange in einem intensiven Austausch stehe. Da gibt es unsere Säfte übrigens auch zu kaufen. Außerdem gehe ich gerne zu Seifrieds Weinstube in Oberstinkenbrunn. 

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