Von Prinzen, Prunk und Pomp

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Das Marchfeld war einst Schauplatz großer Weltgeschichte und glanzvolles Zentrum der Kulturszene. Noch heute zeugen die Marchfelder Schlösser von dieser Zeit.

So ruhig das Landschaftsbild, so bewegt ist die Kulturgeschichte des Marchfelds: Schon zur Römerzeit besiedelt, avancierte die Region im 18. Jahrhundert unter den Habsburgern zu einem der bedeutendsten Zentren der Barockkultur. Eingebettet zwischen der Weite des Marchfelds und den ursprünglichen Donauauen waren allen voran die Schlösser des Marchfeldes – also Schloss Hof & Niederweiden, Eckartsau, Marchegg und OrthSinnbild dieser Epoche. Dabei zeugen sie nicht nur von architektonischer Kunstfertigkeit, sie galten damals auch als beliebter Treffpunkt der europäischen Kulturszene. Neben Wolfgang Amadeus Mozart und Antonio Vivaldi zählten auch die größten heimischen Literat:innen wie Franz Grillparzer oder Marie von Ebner-Eschenbach zu den Stammgäst:innen in den Residenzen der Habsburger. Erhalten geblieben sind ein kulturelles Erbe und ein Lebensgefühl, das geprägt ist von Naturverbundenheit, Lebenslust und einem Hauch Opulenz.

Schloss Hof und Schloss Niederweiden

Über Schloss Hof sagte Prinz Eugen von Savoyen einst, es wäre „sein Paradies". Und wer durch den 50 Hektar großen Barockgarten lustwandelt, versteht recht schnell, warum: Kunstvolle Springbrunnen, weitläufige Blumenbeete in allen möglichen Farbschattierungen, verwachsene Pergolen und ein geometrisch angelegter Parterregarten, der aussieht wie gemalt. Die fabelhafte Welt des Feldherren erstreckt sich aber auch im Inneren des Schlosses: In den weitläufigen Prunksälen vermag man noch heute die Arien aus früheren Zeiten zu hören und die Deckenfresken des großen Andrea Pozzo im Festsaal lassen die Betrachter:innen nicht selten staunend zurück. 1725 erwarb Prinz Eugen Schloss Hof und das in unmittelbarer Umgebung liegende Schloss Niederweiden und ließ beide zu Barockensembles umgestalten. Schloss Niederweiden fiel ein Jahrhundert später in den Besitz von Kaiserin Maria Theresia, die es im Stil des Rokoko umbauen ließ. Schloss Hof, das als „château de plaisance“ (Lustschloss) genutzt wurde, zählt heute zu den bedeutendsten Barockbauten Österreichs. Von Prinz Eugen von Savoyen weiß man, dass er die Kunst wie das Feiern liebte. So gesehen würde er heute wohl Gefallen am kurzweiligen Kulturprogramm seiner Schlösser finden.

Schloss Marchegg

Schloss Marchegg und sein Umland vereint, was auf den ersten Blick gegensätzlich erscheinen mag: die ungezähmte Au und ein ursprüngliches Paradies für Tiere und Pflanzen einerseits; ein mit Sorgfalt und höchster Kunstfertigkeit von Menschenhand erdachter und gestalteter Barockbau sowie eine strukturierte Gartenanlage innerhalb der Schlossmauern andererseits. Das unter den Habsburgern als Jagdschloss genutzte Barockensemble liegt außerdem an den unteren March-Auen, dem größten Naturschutzgebiet an der March. Ein Gebiet, das mit seinen Schilfflächen, Altarmen, Wäldern und Wiesen einen besonders wertvollen Lebensraum für Flora und Fauna bietet. Die wohl berühmtesten Bewohner, oder besser gesagt Gäste, sind die auf Bäumen und Dächern brütenden Weißstörche. Seit mehr als 100 Jahren lässt sich im Schlossgelände und dem angrenzenden Aureservat alljährlich von März bis Mitte August die größte baumbrütende Weißstorch-Kolonie Mitteleuropas nieder. Das Storchenhaus im Schloss Marchegg dient nicht nur als Ausgangspunkt für Ausflüge in die March-Auen, hier erhält man auch Einblick in das Leben der Störche und das Leben in der Au ganz generell.

Schloss Eckartsau

Auf Schloss Eckartsau wurde im wahrsten Sinn des Wortes Weltgeschichte geschrieben. Hierher, ins Schloss in den Donau-Auen, hatte sich der letzte regierende Habsburger, Kaiser Karl I. nach dem Ersten Weltkrieg zurückgezogen. Hier hat er seine Abdankung unterschrieben und von hier aus hatte er sich samt Familie ins Exil begeben. Turbulente Tage waren das, die sich im November des Jahres 1918 ereigneten, und die die Besucher:innen heute mehr als 100 Jahre später in den Prunksälen nur erahnen können. Wie kaum ein anderes Anwesen steht das Barockschloss für den Werdegang der großen Monarchie: für ihren Glanz, ihre Leidenschaft und letztlich für ihren Untergang. In zahlreichen Spezial-Führungen gibt es Wissenswertes über die stürmische Geschichte des Schlosses und seiner Herren zu erfahren.

Schloss Orth

Das Schloss Orth ist, wenn man so will, das Tor zu den Donau-Auen. Nur wenige hundert Meter entfernt vom Donauufer gelegen, ist es ein idealer Ausgangspunkt für Ausflüge in die umliegende Flusslandschaft. Das Potential des Barockschlosses erkannte auch Kronprinz Rudolf, Kaiserin Sisis einziger Sohn, der schon in seiner Kindheit ganze Tage in der Aulandschaft verbrachte und dem das Schloss Orth sehr am Herzen lag. Im „Kronprinzenwerk“, das 1888 erschienen ist, gibt es im Band über Niederösterreich eine wunderbare Beschreibung der Donau-Auen aus der Feder des Naturbeobachters und Vogelliebhabers Rudolf. Noch heute ist das Nationalpark-Zentrum in Schloss Orth erste Anlaufstelle für Ausflüge in die Donau-Auen.

Hier können Besucher:innen nicht nur Führungen buchen, sie erfahren, dank einer Dauerausstellung auch mehr über die bewegte Geschichte der Region. Das Au-Erlebnisgelände Schlossinsel wiederum lädt zum Entdecken der Lebensräume der Tiere und Pflanzen der Region ein.

Der Weg zu neuen Perspektiven

Entdeckertour kompakt: Mit dem Kulturkompass zeigen wir die Richtung.
Hier finden Sie auf einem Blick, was Sie im Kultur-Urlaub in Niederösterreich erleben werden.