The Sound of Semmering

Mit der isa – Internationale Sommerakademie der mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien – kommen die Stars der Klassik in die Wiener Alpen.

Wie der Semmering klingt? Flott, beschwingt, lebhaft in der Melodie und so virtuos, dass es einer äußerst guten Fingerfertigkeit der Musiker:in bedarf. So sah das zumindest der weltberühmte Komponist Johannes Brahms, der mit der „Symphonie Nr. 4 e-Moll“ seine Eindrücke von der Region in die Klänge einer Orchesterkomposition übersetzte. Brahms erfuhr in der Bergwelt südlich von Wien eine besondere Inspiration. Daran hat sich auch fast 160 Jahre später wenig geändert: Heute ist es die Internationale Sommerakademie der mdw - Universität für Musik und darstellende Kunst Wien, kurz isa, die zum Begegnungsort herausragender Musiker:innen der Klassik wird. 1991 gegründet, sollte der Meisterkurs besonders begabten jungen Studierenden aus aller Welt die Möglichkeit zum Lernen und des Austauschs geben. An Konzertabenden zeigen die Nachwuchstalente dann ihr Können. In den Kursen und Workshops davor haben sie die Möglichkeit, von den renommiertesten Musiker:innen ihres Faches zu lernen. Einer davon ist Starpianist Markus Schirmer. Ein Gespräch über Talent, Gemeinschaft und den Klang des Semmerings. 

Herr Schirmer, Sie zählen zu den namhaftesten Pianisten des Landes. Wie kamen Sie zur Musik?  

Markus Schirmer: Ich bin in einem sehr musikalischen Elternhaus aufgewachsen. Meine Mutter hat Gesang studiert und in unserem Zuhause stand, seit ich denken kann, ein Flügel. Ich weiß noch, wie mich die Klänge von klein auf faszinierten. Auch meine Eltern merkten sehr bald, dass da ein besonderes Interesse an Musik und am Klavier im Speziellen bestand. Mit sechs Jahren begann ich mit dem Klavierunterricht, als Jugendlicher folgten schon die ersten Wettbewerbserfolge und Konzerte im Ausland – und das hat mir wahnsinnigen Spaß gemacht.  

Ihre Student:innen befinden sich in ihrem Werdegang heute wohl an einem ähnlichen Punkt wie Sie damals. Musiker:innen, die am Anfang ihrer Karriere stehen – können Sie deren Situation nachvollziehen? 

Absolut! Ich unterrichte neben der isa auch noch an der Kunstuni in Graz und kann daher ganz gut nachfühlen, unter welchem Druck die Student:innen stehen. Was die isa diesbezüglich so besonders macht, ist das umfassende Angebot. Es geht nicht etwa nur um Klavierunterricht, sondern auch darum, die Persönlichkeit der Studierenden zu stärken, ihnen die Aufführungspraxis näher zu bringen, aber auch Entspannungstechniken mitzugeben.  

Wie läuft so ein Kurs bei Ihnen an der isa ab?  

Die Kurse sind sehr intensiv. Das müssen sie auch sein, weil wir innerhalb kürzester Zeit zu einem Ergebnis kommen sollen. Im Unterschied zum Unterricht an der Universität ist alles ein wenig komprimierter, weil es recht rasch schon Vorspielabende und Konzerte gibt.  

Es sind Ausnahmetalente, die an der isa teilnehmen. Wie wählen Sie diese aus?  

Grundsätzlich kann sich jede:r bewerben, manche von ihnen kenne ich schon von der Universität. Ich sichte dann alle Videos und treffe meine Auswahl. Oberste Priorität ist natürlich, dass das Niveau hoch bleibt.  

Um dort hinzukommen, wo die Student:innen jetzt stehen, nämlich in den Reihen der besten Nachwuchsmusiker:innen, erfordert es neben Talent vor allem auch viel Disziplin. Gibt es in der Sommerakademie auch ausgelassene Momente?  

Natürlich, und das ist fantastisch. Ich habe die Feste immer wahnsinnig genossen, es ist auch ein Ausgleich zu dem teils sehr strikten Lehrplan. Und es ist wichtig, sich mit Menschen auszutauschen, die ein und dieselbe Leidenschaft teilen. Das besondere an der isa ist, dass man sich dort grundsätzlich auf Augenhöhe begegnet. In meinen Kursen gibt es kein klassisches Lehrverhältnis, es ist eher eine Zusammenarbeit, die auf Respekt beruht, und zwar in beiden Richtungen. Im Grunde ziehen wir alle am selben Strang: Die einen sind bloß erfahrener und deshalb in der Position, den anderen etwas beizubringen. Gleichzeitig lässt man sich als Lehrender von der Frische und Unbefangenheit der Jungen anstecken. Es ist eine Symbiose, die gut funktioniert und sowohl Lehrenden als auch Studierenden etwas bringt. Das spürt auch das Publikum.  

In diesem Jahr steht das Verhältnis von Gemeinschaft und Individuum im Fokus der Sommerakademie. Welche Erfahrung haben Sie in den vergangenen Jahren gemacht, sind Lehrende und Student:innen lieber für sich oder entsteht eine Gemeinschaft?  

Die Gemeinschaft steht klar im Vordergrund und es ist das, was den Kurs so besonders macht. Ob man sich da beim Flackl-Wirt in Reichenau an der Rax zusammensetzt oder einfach nur in den Bergen spazieren geht, die isa schafft Begegnungen.  

Das isa-Festival, das jeden August stattfindet, wird an unterschiedlichsten Orten zwischen dem Semmering und der Rax ausgetragen. Welchen Einfluss hat die Umgebung auf die Musiker:innen? 

Jeder Austragungsort – ob Reichenau, der Semmering oder Gloggnitz – hat seinen ganz eigenen Reiz. Es ist einfach eine umwerfende Gegend, die einen sofort in seinen Bann zieht und eine ganz eigene Atmosphäre hat. Das liegt einerseits an der wunderschönen Natur aber auch an den alten Hotels und Villen, die dieses Jahrhundertwende-Feeling mit sich bringen und die Vergangenheit immer wieder so lebendig machen. Diese historischen Gebäude haben schon so viel Geschichte und Kultur geatmet, und mit der isa zieht dort nun auch eine jugendliche und frische Zuversicht ein. 

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