St. Pölten – Ausblick auf das Kulturschwerpunktjahr 2024

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Neue Institutionen und ein neues spartenübergreifendes Festival: Niederösterreichs Landeshauptstadt feiert 2024 ein spannendes Kulturjahr.

Mit der Eröffnung des KinderKunstLabors, der ehemaligen Synagoge als Kulturinstitution sowie der Neugestaltung des Domplatzes erweitert St. Pölten sein Kulturangebot um drei einzigartige Schauplätze. Den frischen Schwung ausnutzend findet 2024 zudem zum ersten Mal die Tangente St. Pölten statt – ein Festival für Gegenwartskultur, bei dem die ganze Stadt zur Bühne wird.

Seit der Ernennung als Landeshauptstadt im Jahr 1986 hat sich St. Pölten auch als ausgesprochen quirlige Kulturstadt etabliert. Das Festspielhaus und das Landestheater haben sich mit ambitionierten Programmen einen Namen gemacht, und das Landesmuseum gehört mit seinen Natur- und Geschichtsausstellungen zu den meistbesuchten Museen Niederösterreichs. Zudem gilt St. Pölten mit Veranstaltungsreihen wie dem Barockfestival, Jazz im Hof, dem Summerblues Festival am See und dem FM4 Frequency Festival als beliebter Kultur- und Festivalort.

Mit vielen Ideen ins Jahr 2024

Auf Basis dieses breiten Angebots startet Niederösterreichs Landeshauptstadt 2024 eine neue Kulturoffensive, die nicht nur die Schaffung neuer Institutionen umfasst, sondern auch den Start eines innovativen Festivals einläutet. Viele Projekte wurden im Rahmen der Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas“ entwickelt und wurden, nachdem Bad Ischl 2019 den Zuschlag erhielt, trotzdem umgesetzt. 

Der Domplatz als Dreh- und Angelpunkt

Nach mehr als einem Jahrzehnt der Ausgrabungen und Dokumentation der Vergangenheit wurde die Neugestaltung des Domplatzes 2023 abgeschlossen. Dieser zentrale und historische Platz beheimatet weiterhin den Wochenmarkt, soll aber auch ein wichtiger Kunst- und Kulturort sowie lebendiger Begegnungsort mit hoher Aufenthaltsqualität und Gastronomie werden. Die Eröffnung des neu gestalteten Platzes wurde vom 8. bis 10 September 2023 mit einem großen Fest begangen.

Neu: Das KinderKunstLabor

Mit dem KinderKunstLabor im Altoona-Park erhält St. Pölten 2024 eine in Europa einzigartige Kunst- und Kulturinstitution mit dem Fokus auf zeitgenössische bildende Kunst. Kinder bis zwölf Jahre treffen auf Künstler:innen, ihre Schaffensprozesse und künstlerischen Arbeiten, werden dadurch inspiriert und reagieren in einem „Labor-Setting“, ähnlich einem Atelier, durch praktisches Ausprobieren direkt auf das Gesehene. Ein künstlerisch gestalteter Spielplatz im angrenzenden Park schafft zudem eine funktionale Verbindung zwischen innen und außen und bietet gemeinsam mit einer Gastronomie und der Neugestaltung des Grünraums abseits des Ausstellungs- und Laborbereichs eine Aufenthaltsqualität für alle Generationen.

Synagoge St. Pölten und jüdischer Friedhof

Für die ehemalige Synagoge St. Pölten wurde ein Renovierungs-, Adaptierungs- und Nutzungskonzept entwickelt. Gemeinsam mit dem Institut für jüdische Geschichte Österreichs wurde unter dem Motto „Geschichte, Gedenken, Gegenwart“ eine neue Kulturinstitution geschaffen. Es entsteht ein Ort der jüdischen Geschichte, des Gedenkens, der Begegnung und der Vermittlung sowie Präsentation jüdischer Kulturen in Europa. Neben dem Vermittlungsschwerpunkt auf jüdische Kultur wird es ab 2024 jährlich ein jüdisches Kunst- und Kulturfestival geben. Vor diesem Hintergrund erfolgt bis 2024 die Renovierung des neuen jüdischen Friedhofes. Am Standort des alten jüdischen Friedhofes erfolgt die Installation eines Kunstobjektes, das an die verstorbene jüdische Bevölkerung St. Pöltens erinnern wird.

TANGENTE St. Pölten

Den Höhepunkt des Kulturjahres bildet das neue Festival für Gegenwartskultur – TANGENTE St. Pölten. Das von den Kurator:innen Tarun Kade (Leitung), Joanna Warsza, Magdalena Chowaniec, Andreas Fränzl, Muhammet Ali Baş sowie dem künstlerischen Beirat, bestehend aus Bettina Masuch, Marie Rötzer und Constanze Eiselt geführte Festival findet von 30. April bis 6. Oktober 2024 im gesamten Gebiet der niederösterreichischen Landeshauptstadt und im ländlichen Raum um St. Pölten statt. Einzigartig innerhalb der österreichischen Festivallandschaft sind die vielen Facetten des neu geschaffenen Formats: Das spartenübergreifende, sozial inklusive und ökologisch orientierte Programm setzt sich aus bildender Kunst, Theater und Performances, Musik, Literatur, Wissenschafts- und Diskursformaten zusammen.

Während der Festivalsaison kommt es drei mal zu einer stark erhöhten Veranstaltungsdichte: Von 30. April bis 12. Mai 2024 zum Thema Ökologie, von 20. Juni bis 7. Juli 2024 zum Thema Erinnerung und von 12. September bis 6. Oktober 2024 zum Thema Demokratie. Die Festivalzentrale, die Sonderspielorte, die neuen Infrastrukturprojekte sowie bestehende Kultur- und Bildungseinrichtungen werden zum Schauplatz internationaler Produktionen. Es gibt einen groß angelegten Kunst-Parcours mit Installationen und Objekten im öffentlichen Raum sowie in Leerstandsgebäuden. Das Stadtgebiet soll so zur Gänze bespielt und für Besucher:innen erlebbar werden.

Der Kunstparcours am Wasser

Nicht nur in den Kulturinstitutionen selbst, sondern auch im öffentlichen Raum, zum Beispiel entlang der Traisen, des Mühlbachs oder anderer Wasserquellen und Wassertürmen sollen Kunstprojekte stattfinden. Dafür verantwortlich zeichnet die in Berlin lebende polnische Künstlerin Joanna Warsza. Weitere künstlerische Projekte entstehen am Domplatz von Christian Philipp Müller und Mariana Castillo Deball. Das Werk von Christian Philipp Müller nimmt auf die archäologischen Funde wie z. B. eine Badeanlage aus der Römerzeit Bezug und ist seit Herbst 2023 auf dem Domplatz bereits sichtbar. Im Jahr 2024 wird Mariana Castillo Deball mit einem weiteren Kunstprojekt folgen.

Im Festspielhaus St. Pölten

Im Festspielhaus St. Pölten startet das Tangente-Festival am 30. April 2024 mit der gesellschaftskritischen Oper „Justice“ von Milo Rau. In Zusammenarbeit mit dem Grand Théâtre de Genève entsteht ein neues Programm, das sich mit globalen Wirtschaftsstrukturen und einer Umweltkatastrophe im Kongo beschäftigt. Ein weiteres Highlight im Festspielhaus ist die Produktion „Katalog der Vögel“ mit dem Pianisten Pierre-Laurent Aimard und der Schauspielerin Birgit Minichmayr.

Im Landestheater St. Pölten

Eine neue Produktion mit dem Titel „Shared Landscapes“ wird das Publikum und die Natur mit einbinden. Künstlerinnen und Künstler verbringen dabei einen ganzen Tag zwischen Bäumen, Wiesen und Wasser.
 

Tangente St.Pölten