Auf eine Kräuter-Jause

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Mit Rax-Insiderin aus dem Huthaus Caroline Haberfellner.

Die Ökonomin Caroline Haberfellner hat im Huthaus am Fuße der Rax eine zweite Heimat gefunden: Die Suche nach einem Zweitwohnsitz führte die gebürtige Oberösterreicherin 2013 nach Reichenau an der Rax, wo sie und ihr Mann das denkmalgeschützte Huthaus am Knappenberg erwarben. Ihre neue Heimat machte sie auf die schier unendliche Pflanzenvielfalt vor der Haustüre aufmerksam und ließ sie eine Ausbildung zur diplomierten Kräuterpädagogin machen. Heute bietet sie sowohl in Wien als auch an der Rax Kräuterspaziergänge und -workshops an. Wir haben uns mit der Wahl-Reichenauerin über die wilde Kräutervielfalt in den Wiener Alpen und über das kulinarische Potenzial ihrer neuen Heimat unterhalten.

Caroline, erzähl uns doch, wie bist du zum Thema Wildkräuter gekommen?

Wir sind hier rund ums Haus von einer reichen Natur umgeben. Irgendwann hat es mich zu interessieren begonnen, was hier wächst. Ich habe dann in Wien an Kräuterspaziergängen teilgenommen und viel gelernt. Sobald man ein Auge dafür entwickelt hat, was alles am Wegesrand gedeiht, eröffnet sich eine ganz neue Welt. Ich wollte dann alles von A bis Z richtig lernen: die botanischen Begriffe, die Inhaltsstoffe, wie man die Pflanzen als Hausmittel verwenden kann und wie man sie kulinarisch einsetzt. Ich habe dann nebenberuflich an der Vitalakademie eine Ausbildung zur diplomierten Kräuterpädagogin gemacht.

Wie ist die Idee für Kräuterspaziergänge und Workshops entstanden?

Als ich begonnen habe, mich für Kräuter zu interessieren, habe ich selbst viel durch Kräuterspaziergänge gelernt. Mir taugt es einfach, dass man dabei auf viele unterschiedliche Menschen trifft, die man sonst nicht kennenlernen würde. Die Vielfalt der Teilnehmenden hat mich begeistert, und dann habe ich beschlossen, selbst Kräuterspaziergänge und auch Workshops anzubieten. Das Huthaus hat sich dann natürlich als Marke angeboten, weil es ein echtes Unikat ist.

Wie schmeckt für dich der Sommer in den Wiener Alpen?

Auf jeden Fall nach Schafgarbe, weil rund ums Haus viel Schafgarbe wächst. Sie schmeckt herb und bitter und das liebe ich. Egal ob als Tee, Sirup oder Likör, Schafgarbe wird von mir im Sommer immer verarbeitet. Sie hat einen erfrischend abwechslungsreichen Geschmack und bietet so einen Kontrast zu unseren süßlastigen Essgewohnheiten. Dann wächst auch viel Lavendel rund um das Huthaus. Den haben wir zwar gepflanzt, aber der gehört für mich auch zum Sommer hier. Hier tummeln und laben sich unzählige Insekten. Auf den umliegenden Wiesen wächst im Sommer viel Wiesen-Salbei, der schmeckt kräftig und würzig, aber milder als der Küchensalbei. Ich mag ihn gerne als kühlendes Infused Water an heißen Tagen. Dann schmeckt der Frühsommer für mich auch nach Waldmeister. Er ist so aromatisch, wie eine nach Heu duftende Sommerwiese. Und natürlich dürfen im Sommer auch die Holunderblüten nicht fehlen. Sie schmecken honigartig, blumig. Als Sirup ist dieser Klassiker noch immer unschlagbar.

Wo trifft man euch an einem gemütlichen Sommer-Wochenende in Reichenau?

Zum Kaffeetrinken gehen wir gerne zu Sophie Hirschegger in die „Le petit Pâtisserie“. Sophie hat im Sommer 2023 ihre eigene Konditorei eröffnet, nachdem sie ihre Ausbildung zur Konditormeisterin abgeschlossen hatte. Ihr Café hat gleich voll eingeschlagen, was mich total freut, weil sie so besondere Törtchen und Pralinen macht. 

An heißen Sommertagen mögen wir das Kornried von Matthias und Clari sehr gerne. Eine kulinarische Bereicherung für das schöne Edlacher Alpenstrandbad.

Der Sommer in den Wiener Alpen lädt zum Wandern ein. Wo kann man hier Wandern und Kulinarik am besten verbinden?

Das Waxsriegelhaus mag ich persönlich sehr. Der Hüttenwirt, Martin Tod, stellt extrem viele Produkte selbst her – vom Nussschnaps über den Hollersirup bis zu den Kaspressknödeln. Was möglich ist, macht er selbst, und das schmeckt man auch. Eine urige Hütte mit einer bodenständigen, authentischen Küche.

Das Naturfreundehaus Knofeleben hat eine unglaublich abwechslungsreiche Speisekarte. Es gibt viele vegetarische Gerichte und einen sehr guten Schafkäse mit frischen Kräutern. (Zusatztipp der Redaktion: Die innovative Hütte ist auch Teil der Veranstaltungsreihe "Haubenkoch trifft Hüttenwirt", wo zwei Chefköche Gourmet-Menüs auf den schönsten Hütten der Wiener Alpen zubereiten)

Zur Speckbacherhütte wandern wir auch sehr gerne. Dort gibt es einen hervorragenden Schweinsbraten, und sehr empfehlenswert ist auch der Heidelbeerstrudel. Sehr gut sind auf der Speckbacherhütte auch die Momos, die nepalesischen Teigtaschen.

Wenn ihr hier an der Rax eure Wochenenden verbringt, wo geht ihr gerne essen?

Wir gehen gerne ins Looshaus am Kreuzberg essen – dort kann man ausgezeichnete Wildgerichte essen. Das Ambiente erinnert an ein Altwiener Wirtshaus, eine sehr schöne Atmosphäre.

Wir mögen das Frühstück im Knappenhof sehr gerne, er liegt ja gleich unterhalb vom Huthaus. Das Frühstück wird mit vielen regionalen Produkten zubereitet und liebevoll angerichtet.

Eine interessante out-of-the-box-Küche gibt es auch im Payerbacherhof. Dort gibt es auch oft Lesungen und Musikabende, das finde ich super.

Gerne gehen wir auch zu Leos Mostheuriger in Reichenau. Hier kriegt man eine bodenständige Brettljause und ich liebe den Schafkäseteller.

Und schließlich noch den Foodtruck „Päuschen“ in Prigglitz. Kerstin Kirnbauer macht das sehr nett und mit viel Hingabe. Es gibt viele hausgemachte Produkte, die meisten Zutaten kommen sogar vom Bauernhof der eigenen Familie.

Gibt es regionale Produkte, die ihr gerne von hier mitnehmt?

Ich mag die Marmeladen der Genuss-Geschwister sehr gerne. Pamela und ihre Schwester betreiben ihre kleine Manufaktur nebenberuflich und bieten eine große Vielfalt an unterschiedlichen Marmeladensorten an.

Die Biere von Raxbräu finden mein Mann und ich wirklich ausgezeichnet. Niko ist ein sympathischer Kerl, und es gefällt mir, dass sie ihre Biere in Bio-Qualität brauen. Auf das neue Brauhaus mit der dazugehörigen Gastronomie freuen wir uns schon sehr.

Sehr gut ist auch das Bio-Fleisch von Erwins Bio-Bergbauernhof in Reichenau. Wir essen zwar wenig Fleisch, aber wenn, dann gerne das Fleisch von Erwin Tischs Rindern.

Nach Wien nehmen wir gerne den Schafkäse vom Mostheurigen Althammerhof mit oder das eingerexte Rote Linsen Dal Curry vom Weichtalhaus, das wir beim Heimfahren noch schnell im Kastlgreissler in Payerbach holen. Übrigens findet man viele regionale Lebensmittel zum Mitnehmen im Regionalregal beim SPAR in Reichenau.

#momentmahl: Die rundum sehenswerte Wiener-Alpen-Tour

Viele Wege führen zu den Protagonist:innen der weiten Land-Küche.
Lassen Sie sich von Ihrem Geschmack leiten und unseren Empfehlungen inspirieren.