Great Spa Towns of Europe – Kurstadt Baden

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Auf Wasser gebaut: Heilen und Verweilen im Wienerwald.

Gemeinsam mit zehn weiteren bedeutenden Kurorten, den Great Spa Towns of Europe, ist Baden bei Wien 2021 in die Liste des UNESCO-Welterbes aufgenommen worden – als Zeugnis der reichen Kur- und Bäderkultur, die die Kulturgeschichte Europas entschieden geprägt hat.

Zwischen 1700 und 1930 florierte in Europa das Kurwesen: Heilende Mineral- und Thermalquellen zogen wohlhabende Gäste aus aller Welt an, die ihre Leiden behandeln ließen, dabei aber auf Gesellschaft, Luxus und Unterhaltung keinesfalls verzichten wollten. Die dabei entstandenen Kurorte übten einen starken künstlerischen, politischen und sozialen Einfluss auf die Gesellschaft aus und leisten bis heute einen wichtigen Beitrag zur europäischen Kultur. Österreichs Beitrag zu den Great SPAS of Europe ist die Kurstadt Baden bei Wien. Die bis heute erhaltenen historischen Kur- und Badeanlagen, Trink- und Wandelhallen, Promenaden, Parks, Lustgärten und Kurhotels sind Zeugen einer beeindruckender Welt, auf deren Spuren man heute wieder vermehrt wandelt. 

Baden wie die Römer und die Kaiser

Schon die Römer schätzten die warmen Heilquellen von Baden so sehr, dass sie den Ort nach ihnen benannten: „Aquae“, auf deutsch: „Bäder“. Die Quelle, die die Römer anzapften, sprudelt übrigens immer noch, und kann auch besichtigt werden. Genauso wie die 13 weiteren Schwefelthermalquellen, die im Stadtgebiet das bis zu 36°C warme „Gelbe Gold“ aus rund 1000 Metern Tiefe an die Oberfläche befördern. Seinen Ruf als Kurort erlangte Baden aber rund 1.700 Jahre nachdem die Römer die Quelle entdeckt hatten. Kaiserin Maria Theresia war des Öfteren Gast in Baden. Der Theresiengarten (der heutige Kurpark) und das Theresienbad (heute steht hier das Casino) wurden damals auch nach ihr benannt. Von 1796 bis 1835, als Kaiser Franz I und sein Hofstaat jeden Sommer im Kurort verbrachten, bezeichnete man Baden für einige Monate im Jahr sogar  als die heimliche Hauptstadt der Österreichisch-Ungarischen Monarchie. Was damals im nur 26 km entfernten Wien Rang und Namen hatte, folgte dem Kaiser und fuhr zur Kur ins noble Baden: der Adel, das reiche Bürgertum, und natürlich auch viele Künstler.

Die Musikmetropole Baden 

Wolfgang Amadeus Mozart besuchte in Baden seine in Behandlung stehende Gattin Konstanze. Auch Antonio Salieri, Hofmusikmeister und Mozarts vermeintlicher Gegenspieler, kurierte in Baden mehrere Sommer lang sein Rheumaleiden. Ludwig van Beethoven, der 17 Mal in Baden zu Gast war, komponierte in der Kurstadt, schrieb hier sogar Teile seiner 9. Symphonie. Ganz besonders wohl aber fühlten sich hier die Meister der Operette. Die ganz Großen des Faches – wie Joseph Lanner, Johann Strauß und Franz Lehar – lebten, spielten und komponierten in Baden und werden noch heute im Badener Stadttheater und beim Operettenfestival in der Sommerarena in Ehren gehalten. Nicht umsonst trägt Baden heute auch den ehrenwerten Titel „Operettenmetropole“.

Erfrischende Gegenwart

Von all dem Glanz des noblen, zwischen Wienerwald und Weinbergen liegenden Kurorts hat sich viel in unsere Zeit gerettet. Wer durch die Stadt schlendert, bemerkt viel Grün, viele Villen, viel Flair und ein lässiges, dem Kururlaub angemessenes dolce far niente. Man wohnt in feinen Hotels, man trifft sich beim Kuren, beim Trabrennen (Baden war im 19. Jahrhundert ein Zentrum des Pferdesports) und vielleicht sogar im Casino, das im ehemaligen Kurhaus untergebracht und als eines der größten und schönsten Casinos Europas gilt. Ganz bestimmt trifft man sich hier aber bei einem Heurigen. Garstige Zunge behaupten sogar, dass manch einer der berühmten Gäste nicht wegen der Kuranstalten und des Heilwassers nach Baden kam, sondern der Heurigen und ihrer Weine wegen.

Baden bei Wien