Niederösterreichs Berge: ein unbekanntes Trail-Paradies
Merkliste aufrufen merkenEin Nachbericht: Mit dem Trailrunner Gerald Demolsky aus Amstetten quer durch die Wiener und Ybbstaler Alpen
4 Tage, 125 Kilometer, 9.000 Höhenmeter, alles im Laufschritt – eine Trailrunning-Tour quer durch Niederösterreich, die es in sich hat: Sturm, Sonne, Regen, knackige Uphills, flowige Downhills. Und natürlich atemberaubende Landschaften entlang der ganzen Strecke.
Wenn Gerald Demolsky seine Laufschuhe schnürt, geht es zur Sache. Nicht nur am Trail, sondern auch auf instagram. Der 41-Jährige Amstettner ist leidenschaftlicher Trailrunner, Fotograf und Filmer sowie erfolgreicher Instagrammer – immer auf der Suche nach neuen Herausforderungen, Trails und Motiven.
Kurzvorstellung: 3 Fragen an Trailrunner Gerald | |
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Läufst du lieber bergauf oder bergab? | Beides gleich gern. |
Was ist deine bevorzugte Tageszeit zum Laufen? | Am liebsten bin ich frühmorgens oder abends unterwegs, wenn ich den Berg praktisch für mich allein habe. Einen Sonnenaufgang oder -untergang hoch oben zu erleben gehört zum Allerschönsten. Dafür steh ich gern extra früh auf. |
Bist du lieber allein oder mit Freunden am Trail unterwegs? | Mit Freunden. Es macht einfach mehr Spaß, wenn man Erlebnisse teilen kann. Außerdem kommt, gerade bei einer Mehrtagestour, irgendwann jeder mal an seine Grenzen; da hilft es, wenn jemand da ist, der ich unterstützt und anspornt. |
Das Abenteuer kann beginnen...
Anfang Juli 2021 stand eine besondere Herausforderung auf dem Programm: eine Durchquerung der niederösterreichischen Alpen, von Puchberg/Schneeberg in den Wiener Alpen bis aufs Hochkar im Mostviertel. Mit dabei: Laufbuddys Heinz – „der Navigator" und Markus – „der Jungspund" sowie die rund 22.000 instagram-Follower von @visitniederösterreich. Für alle, die diese „Tour de Force“ verpasst haben, lassen wir das Trail-Abenteuer hier noch einmal Revue passieren.
Idee und Ziel der Tour: Niederösterreichs Trail-Potenzial aufzeigen
„Unglaublich schöne Eindrücke“, „herrliche Trails“, „müde Beine“ und „es war grandios und schreit nach einer Fortsetzung“, so die Kurzzusammenfassung der drei Trailrunning-Freunde. Dass diese Tour kein Spaziergang wird, war von vornherein klar. „Zach gehört dazu“, sagt Gerald mit einem Augenzwinkern.
Die Idee zum außergewöhnlichen Vorhaben entstand – wo auch sonst – auf dem Trail, und zwar am Ötscher, Geralds Hausberg und eine seiner Lieblingsstrecken. Das Ziel der Laufkollegen: zu zeigen, dass auch die (oft unterschätzten) heimischen niederösterreichischen Berge Trailrunnern enorm viel zu bieten haben.
Die niederösterreichischen Alpen: überraschend wild und alpin
Wie abwechslungsreich das Terrain ist, überrascht die Profis dann trotzdem. Vom stürmischen Schneeberg über die grüne Herrenalm bis zum ausgesetzten Grat am Rauhen Kamm hat die Route alles zu bieten. Und weil Teile der Strecke über wenig ausgetretene Pfade führen, sind immer wieder natürliche Hindernisse wie herumliegende Steine oder Baumstämme zu überwinden. Das ist kräftezehrend und drosselt das Lauftempo, macht aber auch den besonderen Reiz der Tour aus. Denn hier kann man die Natur noch in ihrer Ursprünglichkeit genießen.
Die Ausrüstung für den Trail: minimalistisch und dennoch umfangreich
Was sich außerdem aufs Lauftempo auswirkt: die rund 13 Kilogramm schweren 35 Liter-Rucksäcke. Bei einer 4-Tages-Tour kommt einiges zusammen: Trinkblase mit ausreichend Wasser (2 bis 4 Liter – je nach Wasserquellen am Weg), Proviant (Energieriegel, gefriergetrocknete Trekkingnahrung), Gaskocher, Wasserfilter, Schlafsack, Isomatte, Reservekleidung, Notfallausrüstung, Stirnlampe, GPS-Gerät und Kartenmaterial, Kamera und Objektive, Drohne, Akkus, Bargeld, Handy und Sonnencreme. Hinzu kommt, was man am Körper trägt: Trailrunningschuhe, Laufbekleidung, Kopfbedeckung, Sonnenbrille und Laufstöcke.
Kein Weiterkommen wegen Starkregen: die besten Pläne sind flexibel
Für einen durchschnittlichen Wanderer ist es schwer vorstellbar, die rund 125 Kilometer und 9.000 Höhenmeter durch die eindrucksvollen Wiener und Ybbstaler Alpen im südlichen Mostviertel in vier Tagen zu bewältigen – mit Gepäck. Nicht so für Trailrunning-Profis. Trotzdem: So gerne Gerald und seine Laufkollegen die gesamte Strecke durchgelaufen wären, am Ende von Tag 3 ist vorerst Schluss. Eine für den nächsten Morgen angekündigte Starkregenfront mit Gewittergefahr zwingt zu einer mehrtägigen Laufpause. „Bei aller Planung musst du flexibel bleiben, damit die Sicherheit und der Spaß nicht auf der Strecke bleiben. Wir wollen nichts riskieren“, sind sich Gerald und die anderen einig.
Die besondere Herausforderung: Trinkwasser am Weg
Weil das Wasser zwischendurch knapp wird, muss das Team auch zwei größere Umwege in Kauf nehmen. „Bei Etappen in der Höhe oder an Graten wie am Rauhen Kamm ist Trinkwasser oft schwer zu finden, da musst du rechtzeitig nachfüllen, damit du nicht dehydrierst“, weiß Gerald aus Erfahrung. So kommen am Ende einige Kilometer und rund 2.000 Höhenmeter mehr zusammen als geplant – auch das muss einkalkuliert sein. So gut moderne Tourenplanungs-Apps sind, am Ende entscheidet sich vor Ort, wie die Tour genau läuft.
Nicht zu unterschätzen: Essen während der Tour
Bei einer derartigen Tour geht nicht nur viel Flüssigkeit durch Schwitzen verloren, der Körper verbrennt auch jede Menge Kalorien. „Ein paar Tausend sind es sicher am Tag“, sagt Gerald. Ganz reinholen lassen die sich nicht, aber eine ausreichende, regelmäßige Energiezufuhr ist extrem wichtig, um leistungsfähig zu bleiben. Gerald und seine Begleiter sind als Selbstverpfleger unterwegs. Eine gelegentliche Einkehr auf der Hütte lassen sich die drei – zu Recht – trotzdem nicht entgehen.
Willkommen im Trail-Paradies Niederösterreich: die Highlights
Ein wirkliches Highlight zu nennen, fällt Gerald nicht leicht. Die Ötschergräben und der Rauhe Kamm vielleicht, weil sie landschaftlich so spektakulär sind. Aber auch die ihm weniger vertrauten Wiener Alpen und das Almgebiet rund um die Herrenalm haben es ihm angetan – das Terrain ist ideal zum Einlaufen und Austoben, die Trails sind nicht allzu schwer.
Das Trail-Potenzial der niederösterreichischen Berge ist in jedem Fall gewaltig: Am Schneeberg, am Ötscher und rund um den Göller-Gipfel gibt es zahllose Wegerl, die sich zum Trailrunning anbieten – inmitten wunderschöner Gipfel finden Einsteiger hier genauso ihre Strecke wie Fortgeschrittene und professionelle Läufer. Und alle Teilstücke der 4-Tagestour sind auch gut für kleinere Runden geeignet.
Egal, wo man letztendlich läuft, was für Gerald zählt, sind der Moment und die Auszeit in der Natur. Für den Amstettner gibt es nichts Schöneres als einen Sonnenaufgang in den Bergen. Das bringt jede Menge Glücksgefühle mit sich. „Der Weitblick, das Licht, die wenigen Leute – mir gibt das extrem viel“, sagt er. Und das glaubt man ihm aufs Wort.