Die Alm ist kein Streichelzoo

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10 Tipps zum sicheren Umgang und richtigen Verhalten bei Begegnungen mit Weidetieren.

Kühe sind von Natur aus friedfertige Tiere, die von sich aus keine Menschen angreifen und in ihnen keine Feinde sehen. Werden „Eindringlinge“ von Rindern wahrgenommen, weichen sie in der Regel aus. Sie gehen nur zum Angriff über, wenn sie sich in die Enge getrieben oder bedroht fühlen.

Wir haben für Sie ein paar wichtige Grundregeln zusammengefasst, die Sie bei Ihrer Wanderung über Almen beachten sollten, um gefährliche Begegnungen bestmöglich zu vermeiden.

1. Wanderwege auf Weiden nicht verlassen
Als Wanderer sollten Sie nie den markierten Weg verlassen und nicht über Zäune steigen. Gehen Sie beim Betreten von eingezäunten Weideflächen zügig durch Tore und vergessen Sie nicht, diese danach wieder zu schließen.

2. Unauffällig in Distanz an den Tieren vorbeigehen
Lassen Sie die Kühe in Ruhe grasen, berühren Sie die Tiere nicht und gehen sie in normalem Tempo und wenn möglich in einem Abstand von 20 bis 50 Metern an ihnen vorbei. Gehen Sie also nicht näher als nötig zu den Kühen hin und weichen Sie den Tieren, wenn möglich, auf dem Weg großräumig aus. Gehen Sie an einer Herde am besten immer seitlich und oberhalb der Tiere vorbei. Ein Durchgehen durch die Mitte der Herde sollte möglichst vermieden werden.

3. Ruhig bleiben und hektische Bewegungen vermeiden
Kühe sind ruhige Tiere, die sich leicht erschrecken. Machen Sie deswegen beim Queren einer Alm keine schnellen, hektischen Bewegungen, schreien Sie nicht und unterlassen Sie das Nachahmen von „Kuhlauten“. Bleiben Sie auch bei herannahenden Tieren ruhig, kehren Sie ihnen nicht den Rücken zu und verlassen Sie die Weide langsam. Laufen Sie nie vor einer Kuh weg! Kühe verhalten sich meist synchron, das bedeutet, beginnt eine Kuh zu laufen, laufen ihr die anderen nach. Lassen Sie sich davon aber nicht verunsichern.

4. Bitte keine Kuh-Selfies
Kühe sehen nicht besonders gut, haben jedoch beihnahe einen 360°-Blick – sie erkennen daher, was neben bzw. fast hinter ihnen passiert und können davor erschrecken. Kühe wirken zwar sanft und zahm und nehmen Menschen  prinzipiell nicht als Feinde wahr, könnten sich aber eventuell von einem Handy bedroht fühlen.

5. Den Tieren nicht direkt in die Augen sehen
Kühe interpretierten direkten Augenkontakt als Drohgebärde und werden versuchen, sich zu verteidigen. Vermeiden Sie es daher, einer Kuh direkt in die Augen zu schauen.

6. Vorsicht vor Mutterkühen
Seien Sie vor allem bei Mutterkühen mit ihren übermütigen, bewegungsfreudigen und neugierigen Kälbern achtsam! Während eine rein aus weiblichen Tieren bestehende Herde an Kontakt mit Menschen weitgehend gewöhnt ist, wird die Situation deutlich schwieriger, wenn man auf eine Mutterkuhherde trifft, in der sich auch junge Tiere aufhalten. Muttertiere verteidigen ihre Kälber aufgrund ihres angeborenen Schutzinstinktes impulsiv. Viele Jungtiere sind aber sehr neugierig und gehen gerne aktiv auf Wanderer zu. Zählen auch Stiere zur Herde, ist ganz besondere Vorsicht geboten. Daher gilt immer: Abstand auch vor den süßen Kälbern halten und diese niemals streicheln oder füttern und die Mutterkühe immer beobachten!

7. Hunde gehören immer an die Leine
Klären Sie vor der Wanderung mit einem Hund, ob man eine Weide durchqueren muss und sehen Sie sich gegebenenfalls nach Alternativen um. Führt der Weg dennoch über die Weide, ist der Hund stets ruhig und unter Kontrolle zu halten, wenn möglich in der Mitte der Wandergruppe. Er ist immer an der Leine zu führen – das gilt auch für den Weg hinter dem Weidezaun! Verhindern Sie, dass Ihr Hund der Herde zu nahe kommt oder diese jagen will. Reagiert er mit Bellen auf Rinder, sollte Weidevieh großräumig umgangen werden. Egal ob groß oder klein: Hunde gleichen potentiellen Feinden, insbesondere von Jungtieren, und werden daher oft von Muttertieren angegriffen. Aufpassen muss man allerdings auch besonders, wenn Stiere auf der Weide dabei sind, da diese ihre Herde schützen wollen und möglicherweise aggressiv auf Hunde reagieren.

8. Bei drohender Gefahr den Hund sofort ableinen
Leinen Sie den Hund sofort ab, wenn ein Angriff eines Tieres abzusehen ist. Die Kuh wird in der Regel dem Hund nachlaufen. Im Gegensatz zum Menschen ist der Hund allerdings schneller als die Kuh und kann aus der Gefahrensituation entkommen. Der Hundehalter gewinnt Zeit, selbst den Gefahrenbereich zu verlassen. Nehmen Sie daher nur gehorsame und keine ängstlichen Hunde auf die Wanderung mit. Sie könnten sich bei Gefahr hinter dem Hundehalter verstecken und ihn somit in Gefahr bringen. Stellen Sie sich auch niemals schützend vor Ihren Hund, nehmen ihn nicht hoch und versuchen Sie nicht ihn zu verteidigen! Sie haben keine Chance gegen ein ausgewachsenes Rind.

9. Drohgebärden der Tiere beobachten
Das Senken des Kopfes, Scharren, Brüllen und Schnauben sind Drohgebärden, bei denen man vorsichtig sein sollte. Im Falle einer Begegnung bleiben die meisten Rinder stehen und fixieren ihr Ziel. Ein drohendes Rind erkennt man dadurch, dass es die Gefahrenquelle fixiert, den Kopf nach unten senkt, seine Hörner bzw. seine Stirn präsentiert und näher kommt. Dann gilt zuerst wie immer ruhig bleiben, das Tier im Auge behalten, ihm nicht den Rücken zukehren und langsam die Weide verlassen.

10. Im Fall eines Angriffs einen gezielten Schlag auf die Nase versetzen
Sollte es dennoch zu einem Angriff kommen, machen Sie sich groß und heben Sie die Arme. Im absoluten Notfall setzen Sie dem Tier einen gezielten Schlag auf die Nase! Laufen Sie niemals davon und treten Sie langsam und ohne die Augen von den Tieren abzuwenden den Rückzug an.

Durch die Bewirtschaftung von Almen wird sichergestellt, dass diese nicht zuwachsen und Menschen weiterhin als Erholungsraum zur Verfügung stehen. Begegnen Sie daher dem Weidevieh in ihrem temporären „Zuhause“ stets mit Respekt und Vorsicht. Wenn Sie bei Ihrer nächsten Wanderung über Almen diese Grundregeln beachten, können Sie unliebsame Begegnungen vermeiden und es wird einem positiven Miteinander von Tier und Mensch auf der Alm auch in Zukunft nichts im Wege stehen.

Hier geht's zum Aktionsplan der Österreichischen Bundesregierung - Sichere Almen.

Infoblatt: 10 Verhaltensregeln im Umgang mit Weidevieh