Richtig rare Reben

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Die Thermenregion beheimatet zwei Originale, die gerade neu entdeckt werden und bereits zu den spannendsten Reben zählen: Rotgipfler und Zierfandler.

Sie kommen mit den steigenden Temperaturen gut zurecht, sind eine echte Rarität und lieben die kalkhaltigen Böden der Region. Bleibt die Frage: Wieso gerieten die Sorten Rotgipfler und der Zierfandler überhaupt in Vergessenheit?

Einst galten sie als die wichtigsten Rebsorten der berühmten Gumpoldskirchner Weine: „Die besten von Niederösterreich“, wie es 1875 in dem berühmten Traubenatlas von Herrmann und Rudolph Goethe über den Rotgipfler und den Zierfandler geschrieben steht. Danach sind die autochthonen Sorten der Thermenregion etwas in den Hintergrund der heimischen Weinwelt gerückt. Bis sie heute, fast 150 Jahre später, ein echtes Comeback hinlegten. Ihr Aufstieg ist dafür umso anschaulicher: Besonders der Rotgipfler landet immer öfter auf den Weinkarten der internationalen Spitzengastronomie. Höchste Zeit also, ihn vor den Vorhang zu holen.

Der Spätrot - eine seltene Berühmtheit

Als autochthone Sorte wird der Rotgipfler fast ausschließlich in der Thermenregion um Gumpoldskirchen angebaut. Vom Stadtrand Wiens, entlang einer Hügelkette können sich die Reben an die Abhänge des Wienerwalds schmiegen, wo aufgrund der warmen Südlagen und des kalkhaltigen Bodens geradezu perfekte Bedingungen für die Sorte herrschen. Anders als man vielleicht vermuten würde, ist er keine Rotwein- sondern eine Weißweinsorte, genauer gesagt eine Kreuzung aus Traminer und Rotem Veltliner, der den Namen aufgrund der rötlichen Spitzen der Weinblätter trägt. Geschmacklich überzeugt er mit feinwürzigem Bukett, das an reife Birne und tropische Früchte erinnert. Damit passt er gut zu würzigen Gerichten, Käse oder Mehlspeisen.

Gemeinsam mit dem Zierfandler, der ebenfalls aus der Thermenregion stammt, wird der Rotgipfler gerne verschnitten. Eine Cuvée, die man Spätrot nennt und die internationale Berühmtheit erlangte: 1947 wurde sie bei der Hochzeit von Königin Elisabeth von Großbritannien und Prinz Philip ausgeschenkt.

Alte Sorte, neuer Schwung

Eine der besten Lagen für die autochthonen Rebsorten und insbesondere den Rotgipfler, befindet sich in Pfaffstätten unweit von Guntramsdorf. Das Weingut Alphart am Mühlbach, ein traditioneller Familienbetrieb, pflanzt an den Ausläufern des Anningers ausschließlich Rotgipfler. Schwere, kalkhaltige Böden geben ihm eine ganz spezielle, intensive und würzige Aromatik, sodass der Wein dieser Lage inzwischen zu den spannendsten der Region zählt. Das Weingut Alphart setzte schon früh auf die autochthonen Sorten der Thermenregion und wird inzwischen als „Rising Star“ der heimischen Weinkultur gehandelt. Ein Ehrentitel, den sich der Winzer Lorenz Alphart nicht zuletzt wegen qualitativer Höchstleistungen eingehandelt hat: Verarbeitet werden nämlich ausschließlich handverlesene, perfekt gewachsene Trauben aus den besten Lagen.

Auch das Freigut Thallern in Gumpoldskirchen, eines der ältesten und traditionsreichsten Weingüter Österreichs, legte den Schwerpunkt seines Sortiments auf die autochthonen Sorten der Thermenregion.

Immer mehr Weingüter in der Thermenregion erweitern ihr Sortiment neuerdings um die autochthonen Sorten. So auch das Weingut Schwertführer 35 und die Schwertführerinnen, ein Familienbetrieb aus der kleinen Weinbaugemeinde Sooß, zwischen den Kurstädten Baden und Bad Vöslau, der seit einigen Jahren auf den Rotgipfler setzt. Die Beliebtheit der autochthonen Sorten der Thermenregion erklärt sich für Winzer:innen aber nicht nur im einzigartigen Geschmack, sondern auch in den Eigenschaften der Rebsorte, die im Gegensatz zu anderen Trauben mit der steigenden Hitze und Dürre besser umgehen können.

Eines steht zumindest fest: So schnell gerät er sicher nicht mehr in Vergessenheit, der Rotgipfler.

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