Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal

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Wildes Juwel im alpinen Mostviertel.

Der unberührteste Ort Österreichs: Das Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal bewahrt den größten Urwaldrest des Alpenbogens und gehört seit 2017 zum UNESCO-Weltnaturerbe.

Ein Konflikt sorgte am Fuße des 1.878 m hohen Dürrensteins für ein Naturjuwel. Dort stritten die Kartäusermönche von Gaming mit den Benediktinern des Stifts Admont jahrhundertelang um den Besitz eines Waldstücks. Der umzankte Wald blieb unbewirtschaftet, bis 1875 Albert Rothschild aus der österreichischen Linie der berühmten Bankiersdynastie das Gebiet erwarb und wiederum nicht anrührte. Der neue Besitzer galt nämlich nicht nur als reichster Mann Europas, sondern auch als passionierter Botaniker und Fotograf – der unberührte Urwald war wohl ein ideales Revier für Studienobjekte und Bildmotive.

Unberührt seit 12.000 Jahren

Heute, nach einigen weiteren glücklichen Fügungen, ist der nach der Bankiersfamilie benannte Rothwald nicht nur der größte Urwaldrest des Alpenbogens, sondern auch das Herzstück des Wildnisgebiet Dürrenstein-Lassingtal. Das Schutzgebiet erstreckt sich auf 3.500 ha, davon sahen rund 400 ha Waldfläche seit der letzten Eiszeit, also seit 12.000 Jahren, keine Axt und keine Säge – und Menschen auch nur selten. Das sind natürlich prachtvolle Umstände, über die sich selten gewordene Waldbewohner wie Birkhuhn, Weißrückenspecht und fallweise auch Luchs freuen dürfen. Weiter gipfelwärts fühlen sich alpine Kreaturen wie der Bergmolch, der Alpensalamander, die Kreuzotter und der Steinadler ganz in ihrem natürlichen Element.

UNESCO-Weltnaturerbe seit 2017

Im Urwald erreichen die Bäume ihr natürliches Maximalalter: Fichten und Tannen bis 600 Jahre, Buchen bis 450 Jahre. Es gibt einzelne „Greise“ unter den langlebigen Eiben und Tannen, die um die 1000 Jahre alt sind. Enorm ist die Menge an Totholz, die einer unvergleichlich großen Anzahl an Pilz-, Moos-, Flechten- und Käferarten als Lebensraum dienen. Und damit das auch so bleibt, gehört das ganze Wildnisgebiet – übrigens als bislang einziges Gebiet Österreichs – zur strengsten Schutzkategorie des IUCN (International Union for Conservation of Nature and Natural Resources). Seit 2017 sind ca. 50 Prozent des Wildnisgebietes zudem Teil des UNESCO Weltnaturerbes „Alte Buchenwälder und Buchenurwälder der Karpaten und anderer Regionen Europas“. Das Wildnisgebiet steht damit in einer Reihe mit dem Grand Canyon, den Galapagosinseln, den Dolomiten oder dem Great Barrier Reef.

Einzigartig: den europäischen Urwald erleben

Trotz strenger Schutzmaßnahmen wird von der Schutzgebietsverwaltung am Dürrenstein ein vielfältiges Exkursionsprogramm angeboten, das von Vogelbeobachtungen, Falterstudien und Blumenwanderungen über eine „Nacht mit Fledermäusen“ bis zur Kinderführung reicht. Anmeldung ist Pflicht! Auf einigen wenigen Wegen wie dem Eulenweg oder dem Moorweg kann das Wildnisgebiet Dürrenstein auch ohne Guide erkundet werden. Wer das Wildnisgebiet in konzentrierter Form auf sich wirken lassen möchte, besucht am besten das Besucherzentrum Haus der Wildnis in Lunz am See, das dank moderner Technik die Möglichkeit bietet, den Urwald realitätsnah und mitreißend zu erleben.