Monografische Museen
Merkliste aufrufen merkenIn Niederösterreich sind überraschend viele Museen einem bzw. einer Kunstschaffenden gewidmet.
Die Auswahl ist groß und reicht vom Biedermeiermaler bis zum zeitgenössischen Enfant terrible, vom etablierten Weltstar bis zur regionalen Berühmtheit. Ein Streifzug zu den bekanntesten monografischen Sammlungen.
Monografische Museen tun sich in der Regel mit den Besucherzahlen etwas schwerer als Häuser, die sich einen breiteren Zugang gewählt haben. Denn die Beschränkung auf einen Künstler bzw. eine Künstlerin geht auch mit einer Limitierung des Publikums einher. Doch der Besuch einer monografischen Sammlung zahlt sich unbedingt aus. Zum einen, weil man sich nirgendwo sonst so intensiv mit einer Künstlerpersönlichkeit auseinandersetzen kann. Zum anderen, weil die meisten Ausstellungen oft wechseln und sich auch andere Vergleichskünstler ins Haus holen. Und natürlich, weil die Gebäude, in denen die Museen untergebracht sind, selbst mindestens so interessant sind, dass allein die Location einen Besuch wert ist.
Arnulf Rainer in Baden
Arnulf Rainer, 1929 in Baden bei Wien geboren, ist einer der international bedeutendsten und erfolgreichsten zeitgenössischen Künstler Österreichs. Im Frauenbad, einem klassizistischen Prachtbau aus dem 19. Jahrhundert, widmet die Stadt Baden ihrem berühmten Sohn ein eigenes Museum. In dem eleganten Ambiente des Arnulf Rainer Museums sind in wechselnden Ausstellungen Rainers umfassendes, facettenreiches Œuvre – darunter auch seine berühmten Übermalungen – zu bewundern. In vergleichenden Ausstellungen werden zudem die Werke Rainers dem Schaffen seiner Zeitgenossen gegenübergestellt.
Friedrich Gauermann in Miesenbach
Friedrich Gauermann (1807-1862) war einer der wichtigsten Landschafts- sowie ein viel bewunderter Tiermaler des Biedermeier. Geboren und aufgewachsen ist Gauermann in Scheuchstein bei Miesenbach, wo er auch immer wieder zum Malen zurückkehrte. Das im alten Volksschulgebäude in Scheuchenstein untergebrachte Gauermann Museum zeigt neben einer chronologisch aufgebaute Werkschau des Malers jährlich wechselnde Sonderausstellungen zu bestimmten Aspekten der Malerei des Biedermeier.
Oskar Kokoschka in Pöchlarn
Oskar Kokoschka (1886-1980) war Maler, Grafiker und Dichter und gilt als bedeutender Vertreter des Expressionismus. Sein Geburtshaus in Pöchlarn wurde noch zu Lebzeiten des Künstlers zu einem Museum und einer Galerie umgebaut. Im so genannten Kokoschka-Haus finden jährlich wechselnde Ausstellungen mit Bezug zum Künstler und seinen Schülern statt. Weiters werden interessante zeitgenössische Künstler präsentiert.
Egon Schiele in Tulln
Egon Schiele (1890-1918) zählte den bedeutendsten bildenden Künstlern der Wiener Moderne. Schieles Vater war der Stationsvorstand des Bahnhofs in Tulln, hier verbrachte Schiele auch seine gesamte Kindheit und Jugend. An der Tullner Donaulände wurde in den Räumlichkeiten eines stillgelegten Gefängnisses das Egon Schiele Museum eingerichtet. Rund ein Dutzend jährlich wechselnde Originalwerke sowie sechs audiovisuelle Stationen beschäftigen sich mit der Biografie und dem Frühwerk des Ausnahmekünstlers. Das Egon Schiele Geburtshaus am Bahnhof Tulln bietet authentische Einblicke in die berührende Kindheit des Ausnahmekünstlers.
Franz Traunfellner in Pöggstall
Franz Traunfellner (1913-1986), in Geresdorf bei Pöggstall geboren, ist für seine klar und einfach strukturierten, atmosphärisch dichten Holzstiche, Holzschnitte, Radierungen und Lithografien von Landschaften und Menschen bekannt. Im Schloss Pöggstall befindet sich die Franz Traunfellner-Dokumentation, die über den Künstler und die Technik der Druckgrafik informiert.
Susanne Wenger in Krems
Susanne Wenger (1915-2009) war eine der wichtigsten Künstlerinnen der Nachkriegszeit in Österreich und, nachdem sie 1950 nach Nigeria auswanderte, Künstlerin in Afrika. Das gesamte Schaffen der Künstlerin hat in der Susanne Wenger Foundation in der Kunstmeile Krems Platz gefunden, die als Galerie und Depot dient und Raum für die wissenschaftliche Aufarbeitung der Kunstwerke bietet.
Hermann Nitsch in Mistelbach
Hermann Nitsch (1938-2022) gehörte zu den wichtigsten Vertretern des Wiener Aktionismus und brachte es mit seinem Orgien-Mysterien-Theater und den Schüttbildern aus menschlichem und tierischem Blut und Exkrementen zu Weltruhm. Das Nitsch Museum in Mistelbach, nicht weit von Schloss Prinzendorf entfernt, wo der Künstler seine Wohn- und Wirkungsstätte hatte, ist mit rund 150 Bildern und Schüttbildern, zahlreichen Fotografien und Nitschs Geruchs- und Geschmackslabor die größte öffentliche Werkschau des Künstlers.
Daniel Spoerri in Hadersdorf
Der Schweizer Daniel Spoerri (1930) ist einer der einflussreichsten Vertreter der Objektkunst und vor allem für seine „Fallenbilder“ bekannt (Geschirr und Überreste einer Mahlzeit, die auf der Tischplatte fixiert wurden). Aber auch andere Werke schafft er ausschließlich mit gefundenen Objekten. Seit 2009 zeigt das Ausstellungshaus Spoerri am Hauptplatz in Hadersdorf am Kamp Werke des Künstlers sowie Wechselausstellungen.
Adolf Frohner in Krems
Der in Groß-Inzersdorf im Weinviertel geborene Maler, Grafiker und Bildhauer Adolf Frohner (1934-2007) zählte zu den bedeutendsten Künstlern Österreichs nach 1945, der die Gegenwartskunst auf provozierende und oft polarisierende Weise entscheidend mitprägte. Das in der Kunstmeile Krems liegende Forum Frohner widmet sich dem Œuvre des Künstlers und bringt es in wechselnden Ausstellungen mit nationalen und internationalen Kunstschaffenden in Verbindung.
Erich Steininger in Kirchbach
Erich Steininger (1939-2015) zählte zu den bekanntesten Druckgrafikern Österreichs. Der Waldviertler Künstler hatte sich vor allem dem Holzschnitt und der Radierung verschrieben, Schwerpunkte seiner künstlerischen Tätigkeit waren großformatige Holzschnitte, Bücher mit Holzschnitten sowie Radierungen. Der Künstler hat 2012 das Grafikkabinett Erich Steininger in der ehemaligen Volksschule in Kirchbach bei Rappottenstein gegründet. Es ist Archiv und Ausstellungsort seiner grafischen Kunst.