Der Exzentriker vom Bahnhof

Merkliste aufrufen merken

Egon Schiele: Der in Tulln an der Donau geborene Maler zählt zu den bedeutendsten Vertretern des Expressionismus und ist eine der prägenden Persönlichkeiten der Wiener Moderne. Seine Bilder galten vielen Zeitgenossen als anstößig, heute wird Egon Schiele weltweit als einer der bedeutendsten Maler seiner Zeit verehrt.

Egon Schiele zählt neben Oskar Kokoschka zum den bedeutendsten Künstlern des Expressionismus, seine Bilder erzielen auf internationalen Auktionen heute Höchstpreise. Gegen den Schönheitskult des Wiener Jugendstils setzt er das betont Deformierte und Verzerrte. Häufig malt Schiele Selbstporträts und Aktdarstellungen, die hauptsächlich Frauen und Kinder zeigen, aber auch seine Landschafts- und Städtebilder sind gefragt.

Egon Schiele wird am 12. Juni 1890 in Tulln an der Donau als Sohn des Bahnhofsvorstands Adolf Schiele geboren und zeigt sehr früh Talent zum Malen. Schon als Volksschulkind fertigt Egon erste Zeichnungen vom Tullner Bahnhof, den Gleisen und den Zügen, die während seiner Kindheit in der Bahnwärterwohnung seinen Alltag prägen. Als Gymnasiast fällt er vor allem dadurch auf, dass er wenig und schlecht lernt. Sein Zeichenlehrer Ludwig Karl Strauch, der ihn im Gymnasium in Klosterneuburg unterrichtet, erkennt aber seine außerordentliche künstlerische Begabung.

Als 16-jähriger wird er in der Wiener Akademie der bildenden Künste aufgenommen. Sein exzentrischer Lebensstil – er lebt ja mit seinem Lieblingsmodell Wally Neuziel in einer freien Lebensgemeinschaft – und seine „unsittlichen“ Bilder erregen in den letzten Jahren der konservativ-katholischen Donaumonarchie Aufsehen und sorgen für Unmut. 1912 wird Egon Schiele sogar wegen angeblicher „Entführung und Schändung einer Minderjährigen“ in Neulengbach in Untersuchungshaft genommen. Schiele wurde in den Hauptanklagepunkten freigesprochen, dennoch verurteilte ihn das Gericht wegen „Verbreitung unsittlicher Zeichnungen“. In seinen letzten Lebensjahren lebte Egon Schiele in Wien und heiratet dort Edith Harms. 1918 stirbt der erst 28-jährige, ebenso wie seine Frau, an der Spanischen Grippe.

Auf den Spuren Egon Schieles in Niederösterreich

Egon Schiele verbringt die seine ersten Lebensjahre in einer Wohnung im Bahnhof von Tulln. In der ehemaligen Wohnung der Schieles kann man in diese Zeit eintauchen, die auch maßgeblich sein künstlerisches Schaffen geprägt hat. Heute ist in den Räumlichkeiten das Egon Schiele Geburtshaus untergebracht, die Bahnhofswohnung ist original im Stil der Gründerzeit eingerichtet und gewährt authentische Einblicke in die bewegte Kindheit Schieles. Mittels eines modernen Audio-Systems werden Geschichten aus dem Leben der Familie Schiele erzählt. Das Egon Schiele Museum an der Donaulände Tulln zeigt noch bis 7. November 2021 mit „Familie, Freunde, Wegbereiter“ Originalwerke des Künstlers in der Schatzkammer, Zeitzeugengespräche erwecken mittels augmented reality Szenen aus Egon Schieles Welt zum Leben. „Auf zu Neuem. Drei Jahrzehnte von Schiele bis Schlegel aus Privatbesitz“ heißt die Ausstellung, die ab 27. März 2021 in der Landesgalerie Niederösterreich in Krems/Donau zu sehen sein wird. Die Schau zeigt neben anderen auch Werke von Egon Schiele – und wie stark sie die zeitgenössische Bild- und Formensprache beeinflusst haben.