Am Donaulimes nach Carnuntum

Merkliste aufrufen merken

Über 400 Jahre lang beherrschten die Römer ganz Niederösterreich südlich der Donau und hinterließen dabei ein reiches Erbe.

Dank seiner strategisch wichtigen Lage war Niederösterreich für die Römer von besonderem Interesse. Ihr Vermächtnis – vom kleinen Militärlager bis zur Provinzhauptstadt Carnuntum – lädt zu spannenden Reisen in die antike Vergangenheit ein

15 v. Chr. ließ Kaiser August seine Truppen ins Voralpenland marschieren, um zwischen dem römischen Reich im Süden und den germanischen Stämmen im Norden eine sichere Grenze zu schaffen – den Donaulimes. Das heutige Niederösterreich gehörte zwei Provinzen an: Der Westen war Teil der Provinz Noricum, der Osten zählte zu Oberpannonien. Entlang der Donau wurde eine Kette von Kastellen (Militärlager) errichtet, die später zum Kern von Ortsgründungen wurden. Wer stromabwärts reiste, passierte die Lager von Adjuvense (heute Wallsee), Arelape (Pöchlarn), Favianis (Mautern), Augustiana (Traismauer), Comagenis (Tulln), Cannabiaca (Zeiselmauer), Vindobona (Wien), Ala Nova (Schwechat) und schließlich Carnuntum. Im Hinterland entstanden Verwaltungszentren wie Aelium Cetium (das heutige St. Pölten), aber auch Kurorte wie Aquae (Baden).

Carnuntum: Die Hauptstadt

Die mit Abstand wichtigste römische Siedlung im heutigen Niederösterreich, wenn nicht sogar Österreichs, war Carnuntum. 6. n. Chr. an der Kreuzung der Bernsteinstraße und der Limesstraße gegründet entwickelte sich das Lager zum zentralen Militär-, Verwaltungs- und Handelsstützpunkt der Römer an der Donau und fungierte ab 103 n. Chr. sogar als Hauptstadt der Provinz Oberpannonien. Heute gilt Carnuntum als archäologisches Juwel: Es gibt in Europa keine römische Siedlung dieser Größenordnung, die nicht unter einer modernen Stadt begraben ist. Die Römerstadt Carnuntum ist das größte archäologische Gelände Österreichs und hat sich mit ihrer behutsamen Rekonstruktion von Teilen eines Stadtviertels mit den Methoden der experimentellen Archäologie international einen Namen gemacht. Die wertvollsten Fundstücke werden im Museum Carnuntinum in Bad Deutsch-Altenburg ausgestellt.

Der Donaulimes: Der Grenzwall

Seit 2021 gehört der westliche Abschnitt des Donaulimes zum UNESCO-Welterbe. Die Grenze des römischen Reichs war bedingt durch das versumpfte und verästelte Ufer der Donau mit zahlreichen Wachtürmen, Legionslagern und Kastellen angelegt, von denen noch heute einiges zu sehen ist – 14 Fundstätten in Niederösterreich zählen zum UNESCO-Welterbe. In Bacharnsdorf und Mautern sowie in Traismauer, Tulln und Zeiselmauer sind noch einzelne Wehrtürme relativ gut erhalten. Die auf die Römerzeit spezialisierten Museen in Wallsee, Mautern und Tulln erzählen anhand eigener Funde vom Alltagsleben der Soldaten und Zivilbürger. In Pöchlarn, Traismauer und Zwentendorf widmen sich die Ortsmuseen auch der römischen Vergangenheit.

Aelium Cetium: Das Verwaltungszentrum

Erst vor kurzem wurden bei Ausgrabungen am Domplatz in St. Pölten römische Gebäudereste entdeckt, die vermuten lassen, dass sich hier ein prächtiger Statthalterpalast befunden hat. In römischer Zeit wurden St. Pölten Aelium Cetium genannt, und vielleicht war dieses Aelium Cetium der lange gesuchte Sitz des Statthalters der Provinz Ufernorikum. Zu erleben ist das römische St. Pölten im Stadtmuseum St. Pölten, wo die wertvollsten Funde der Ausgrabungen ausgestellt werden.

Aquae: Bäder in Baden

Südlich von Wien (oder damals: Vindobona) entdeckten die Römer nahe der Erdoberfläche heiße Quellen, die von ihnen in ein Thermalbad eingefasst wurden und zur Erholung dienten. Den Ort nannten sie Aquae – auf Deutsch: Bäder – das sich Jahrhunderte später zum Kurort Baden bei Wien entwickeln sollte. Vom antiken Thermalbad sind keine Spuren mehr vorhanden, allerdings führt unter dem Kurpark ein Stollen zur alten Römerquelle, die noch immer munter sprudelt und deren Heilwasser ins Kurzentrum geleitet wird.