Schloss Neubruck

Historische Stätte, Schloss

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Beschreibung

Die Entstehung des Ortes Neubruck in der Gemeinde Scheibbs ist untrennbar mit dem Industriellen Andreas Töpper - Pionier des österreichischen Eisenwesens und Erfinder des Walzblechverfahrens - und dem 1820 von ihm gegründeten Eisen- und Walzblechwerk verbunden. Aus der wachsenden Werkssiedlung entstand schließlich der Ort Neubruck, benannt nach der von Töpper 1830 errichteten "Neuen Brücke" über die Erlauf.

Vor der Werksgründung bestand an der Ausmündung des Jeßnitzbaches in die Große Erlauf ein Hammerwerk, der "Grießhammer", mit einer Nagelschmiede. Töpper erwarb 1817 den Hammer, ließ die alten Erzeugungsstätten abreißen und errichtete die "erste k. k. Eisen-, Stahl- und Walzblechfabrik". Töpper erhielt das ausschließliche Privileg auf die Erzeugung aller Gattungen von Streckeisen mittels Walzen sowie auf gepresste Kopfnägel. Durch steigenden Bedarf und unternehmerisches Geschick wurde die Fabrik das größte Eisen- und Walzblechwerk in der Monarchie, mit vier Eisenblechwalzwerken, vier Eisenstreckwalzwerken, zwei Schneidewalzwerken, sechs Flammöfen, drei Zerrenfeuern (= Schmelzfeuer), zwei Großzerrennhämmern, diversen Bohr- und Schraubenschneidwerken, Schmieden und anderen Werkstätten. Die Belegschaft bestand in den 1860er Jahren aus etwa 800 Personen.

Erzeugt wurden vorwiegend Dachbleche, Rinnen- und Rohrbleche, Breitring- und Wanneneisen, Band- und Rahmeneisen, Dampfkesselbleche sowie Nägel. Neue Methoden bei der Eisenverarbeitung ermöglichten neben der Nutzung von Wasser, Holz und Holzkohle auch Steinkohle als Energiequelle. Bald entstanden bei Lunz und in Kienberg Filialwerke. Eine gewaltige Holztrift bei Lunz und die Steinkohlengruben bei Gresten versorgten die Werke mit Brennstoff.

Neubruck als Zentrum des Töpper'schen Imperiums war als Produktionsstätte, Lebensraum und Grabstätte konzipiert. Heute besteht das ehemalige Töpperwerk aus Kapelle, Schloss (ehemaliges Herrenhaus), Park und den Werkshallen. Die Arbeiterwohnhäuser sind nicht mehr vorhanden. Das 1820 errichtete Herrenhaus in dem als Englischer Garten angelegten Park hat sich nur mehr im Kern des nordwestlichen Traktes des heutigen Schlosses erhalten. Der Besitznachfolger Eduard Musil von Mollenbruck ließ das Haus um 1890 zu einem vierflügeligen Schloss umbauen. Die dem hl. Andreas geweihte "Töpperkapelle" wurde in den Jahren 1831 bis 1834 errichtet und war als Grablege gedacht. 1882, zehn Jahre nach Töppers Tod, wurden die Tumben in das Töpper-Mausoleum auf den ehemaligen Friedhof in Scheibbs gebracht.

Töppers Nachfolger mussten das Werk schließen, Produktionsmethoden und patriarchalische Betriebsführung waren unzeitgemäß geworden. Der kaiserliche Rat Eduard Musil von Mollenbruck kaufte das Werk und wandelte es 1881 in eine Papierfabrik um. Im Jahr 1996 musste der Betrieb eingestellt werden – seither standen die Fabrikshallen leer. Das gesamte Areal fiel in einen langen Dornröschenschlaf bis es schließlich, auf Bestreben der ansässigen Politiker und anderen engagierten Persönlichkeiten, als Austragungsort der Niederösterreichischen Landesausstellung „ÖTSCHER:REICH – die Alpen und wir“ mit funktionierendem Nachnutzungskonzept wiederbelebt wurde. Seit März 2016 hat auch die Mostviertel Tourismus GmbH ihren Sitz im Schloss Neubruck.

(Quelle: Stadtarchiv Scheibbs)

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