Die Mostbirne: Kreativität im Glas
Merkliste aufrufen merkenDas niederösterreichische Mostviertel ist europaweit das größte geschlossene Anbaugebiet der Mostbirne.
Riesige Vierkanthöfe mit tiefen Mostkellern und alten Presshäusern inmitten sanft hügeliger Streuobstwiesen. Die Mostbirnen sind nirgendwo so stark verwurzelt wie in der gleichnamigen Region und werden nur hier zu solch innovativen Mostkreationen verarbeitet.
Die Ur-Ahnin der Mostbirne ist die Wild- beziehungsweise Holzbirne. Wahrscheinlich kam sie im 2. Jahrtausend v. Chr. aus Kleinasien nach Griechenland und Italien, von wo sie die Römer weiter in den Norden brachten. Über die Jahrhunderte hinweg entstanden aus der Wildbirne eine Vielzahl verschiedener Mostbirnsorten, die sich vom übrigen Mostobst durch einen hohen Gerbstoffgehalt, eine hohe Saftausbeute, eine fruchtige Süße und eine (im Vergleich zu Mostäpfel) geringe Säure abheben. In Österreich gibt es geschätzt über 400 unterschiedliche Sorten, die heute überwiegend im Mostviertel angepflanzt werden und das Landschaftsbild der Region prägen. Gewusst? Etwa 100–200 Jahre wird ein Birnbaum alt, und schenkt uns im Jahr bis zu 1.000 kg Früchte. Einblicke in den Weg der Birne – vom Baum bis ins Glas – gibt das MostBirnHaus in Stift Ardagger. In der Mostelleria in Oed-Öhling werden Kellereiführungen, Verkostungen und auch Kochkurse angeboten.
Birne ist nicht gleich Birne
Was darf’s denn sein? Speckbirne oder Pichlbirne, Dorschbirne oder Stieglbirne, Knollbirne oder Rosenhofbirne? Dass die einzelnen Birnensorten bei der Herstellung des Mosts von den Mostbaronen nicht vermischt werden, hat die Region rund um die 200 km lange Moststraße international bekannt gemacht. Die ausschließlich handverlesenen Birnen, die weder gespritzt noch gedüngt werden, werden von manchen Herstellern noch mit alten Geräten wie der „Birnreiben“ zerkleinert und händisch gepresst, bevor der Most in den hofeigenen Kellern sechs bis acht Wochen zur Gärung lagert. Am besten ist der Most in der Regel dann, wenn er leicht, aber nicht zu säuerlich schmeckt. So lässt er sich sowohl pur als auch mit Mineralwasser verdünnt genießen. Er ist natürlich erfrischend, hat einen geringen Alkoholgehalt von 4 bis 8 Prozent und ist reich an Vitamin C, Kalium, Calzium und Magnesium.
Ideen, die fruchten
Nicht nur das namensgebende Getränk wird aus der Mostbirne produziert – sondern auch viele weitere Delikatessen. Neben fruchtigen Marmeladen, süß-säuerlichen Birnen-Balsamicos, wohltuenden Pflegeprodukten, Chutney oder sogar Birnensenf gibt es den einzigartigen Eismost. Dessen Geheimnis ist, dass der frisch gepresste, mit Wasser vermengte Birnensaft im Freien gelagert wird und so die Frostperioden für die Reifung nutzt.